Handelskapital und Handelsprofit
Leihkapital und Zins

2.3.5
Der Konsumentenkredit

Im Kapitalismus haben sich nicht nur Kreditbeziehungen zwischen fungierenden Kapitalisten sowie zwischen fungierenden Kapitalisten und Geldkapitalisten entwickelt, sondern auch zwischen fungierenden Kapitalisten und Geldkapitalisten einerseits und Arbeitern, Werktätigen und einfachen Warenproduzenten andererseits.

In diesem Zusammenhang ist der Konsumentenkredit von Bedeutung, der sich in der Nachkriegsperiode außerordentlich stark ausgedehnt hat. Der Konsumentenkredit ist ein Kredit, den individuelle Konsumenten, vor allem Arbeiter und andere Werktätige, aufgrund ihrer ökonomischen Lage im Kapitalismus oft in Anspruch nehmen müssen, um sich bestimmte, insbesondere langlebige Konsumgüter kaufen zu können. Er wird meist von den Handelskapitalisten gewährt und tritt in den sogenannten Ratenzahlungsgeschäften in Erscheinung. Die Konsumenten erhalten bestimmte Konsumgüter und bezahlen diese an die Handelskapitalisten im Verlaufe einer mehr oder weniger großen Zeitspanne, in bestimmten festgelegten Abständen, zum Beispiel monatlich, wöchentlich usw. Für den Zahlungsaufschub werden Zinsen berechnet, die oft den Warenpreisen aufgeschlagen werden.

In einigen kapitalistischen Ländern entstanden spezielle Banken oder Bankabteilungen, deren ausschließliches Geschäft in der Ausreichung von Konsumentenkrediten besteht.

Der Konsumentenkredit unterscheidet sich bedeutend von dem Kredit, den sich die Kapitalisten untereinander gewähren.

Das zinstragende Kapital, wie es im Konsumentenkredit auftritt, ähnelt mehr dem Wucherkapital.

Erstens: Der Konsumentenkredit ist nicht Leihkapital für zwei Kapitalisten oder für zwei Gruppen von Kapitalisten, sondern er ist nur Kapital für einen oder eine Gruppe von Kapitalisten, das heißt für den Kreditgeber und nicht für den Kreditnehmer.

Zweitens: Die Quelle des Zinses ist nicht der Mehrwert beziehungsweise der Profit, der sich beim Leihkapital in Zins und Unternehmergewinn spaltet, sondern der Arbeitslohn des Arbeiters oder, wenn der Konsumentenkredit von einfachen Warenproduzenten und anderen Werktätigen in Anspruch genommen wird, das Arbeitseinkommen.

Der Konsumentenkredit ist ein Mittel der zusätzlichen Ausbeutung der Arbeiterklasse und der Werktätigen, indem ein Teil des Arbeitslohnes beziehungsweise des Arbeitseinkommens in Zins verwandelt wird.

Drittens: Die Zinsraten für Konsumentenkredite sind in der Regel bedeutend höher als der durchschnittliche Zinsfuß beziehungsweise die Zinsraten, die sich die Kapitalisten untereinander anrechnen, und gleichen zum Teil denen des Wucherkapitals im Mittelalter.