Kreislauf und
Umschlag des Kapitals

2.1
Die Arbeit in der Zirkulationssphäre

Karl Marx hat in der Zirkulationssphäre drei Formen der Arbeit unterschieden: erstens Arbeit, die den bloßen Formwechsel des Wertes, das heißt die Verwandlung von Ware in Geld und von Geld in Ware, vollzieht. Diese Arbeit ist, ausgehend von der Analyse des Arbeits- und Verwertungsprozesses, unproduktive Arbeit, da sie weder Gebrauchswert noch Wert und Mehrwert hervorbringt. Zweitens Arbeit, die eine Fortsetzung des Produktionsprozesses in der Zirkulationssphäre beinhaltet, zum Beispiel Teilen, Wiegen, Verpacken und Transport, die den Gebrauchswert der Waren entweder verändern oder dessen Ortsveränderung bewirken und der Ware Wert und Mehrwert hinzufügen. Sie ist demzufolge produktive Arbeit. Drittens Arbeit, die den Gebrauchswert der Waren nicht verändern, sondern im Gegenteil einer Veränderung entgegenwirken soll, also die Aufbewahrung und Vorratsbildung, die zusätzliche Arbeit erfordert, ohne den Gebräuchswert zu vermehren, die eine Verteuerung der Waren bewirkt, da diese Arbeit die für die Produktion der Waren gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit erhöht. Karl Marx bezeichnet diese Arbeit ebenfalls als unproduktive Arbeit, da sie die Produktivität der Arbeit senkt und infolgedessen den Wert und Preis der Ware erhöht, ohne den gesellschaftlichen Reichtum zu vermehren. Dem einzelnen Kapitalisten, der die Funktion der Aufbewahrung und Vorratsbildung verrichtet, bringt sie Wert und Mehrwert ein, der von der ganzen Gesellschaft getragen werden muß.24

Karl Marx nannte die in der Zirkulationssphäre aufgewandte lebendige und vergegenständlichte Arbeit Zirkulationskosten. Die Unterscheidung in produktive und unproduktive Arbeit bezieht sich auf die Arbeit in der Produktion der materiellen Lebensbedürfnisse. Vom Standpunkt des Arbeitsprozesses betrachtet ist die Arbeit produktiv, die unter Anwendung von Produktionsmitteln (Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand) ein nützliches Produkt hervorbringt.25 Vom Standpunkt des Verwertungsprozesses des Kapitals wird der Begriff der produktiven Arbeit eingeengt. „Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient.“26 Andererseits erweitert sich der Begriff der produktiven Arbeit dadurch, daß im Kapitalismus das Produkt nicht mehr das Ergebnis der Arbeit einzelner Arbeiter ist, sondern durch die Vergesellschaftung des Produktionsprozesses, von einem gesellschaftlichen Gesamtarbeiter hervorgebracht wird. „Um produktiv zu arbeiten, ist es nun nicht mehr nötig, selbst Hand anzulegen; es genügt, Organ des Gesamtarbeiters zu sein, irgendeine seiner Unterfunktionen zu vollziehn.“27

Der Marxsche Begriff der produktiven Arbeit bezieht sich immer auf die Produktion der materiellen Lebensbedürfnisse. Daran ändert auch die Feststellung nichts, daß für den Kapitalisten nur die Arbeit produktiv ist, die ihm Mehrwert einbringt, ganz gleich, ob das in der materiellen oder nichtmateriellen Produktion erfolgt. Zum Beispiel ist die Arbeit in der Zirkulationssphäre, die nur den Formwandel des Wertes vollzieht, aber Mehrwert einbringt, unproduktiv. Dieser Mehrwert wird ebenso wie der Arbeitslohn der im Handel beschäftigten Arbeiter und Angestellten und die sachlichen Ausgaben aus dem Mehrwert gedeckt, der vom industriellen Kapitalisten durch Ausbeutung der Lohnarbeiter angeeignet wurde. Das wird bei der Darstellung des Handelskapitals näher erläutert.28 Den unproduktiven Charakter der Arbeit bei der Aufbewahrung und Vorratsbildung werden wir anschließend behandeln. Ausgehend von der Charakterisierung der Arbeit in der Zirkulationssphäre, hat Karl Marx zwischen reinen Zirkulationskosten, Aufbewahrungskosten und Transportkosten unterschieden.