3.5.1.1
Die Arbeitsperiode
Die Erzeugung eines Produkts kann während eines Arbeitstages erfolgen, sie kann sich aber auch über viele Arbeitstage, Monate und Jahre hinziehen. Zum Beispiel kann ein Paar Stiefel maschinell in einigen Stunden hergestellt werden, die Produktion einer Lokomotive beträgt mehrere Monate, und der Bau eines Schiffes erfordert je nach Größe ein bis drei Jahre.
Die Produktion bestimmter Erzeugnisse umfaßt demzufolge eine Periode von vielen Arbeitstagen. Karl Marx nannte einen solchen Arbeitsabschnitt eine Arbeitsperiode. „Einen solchen Arbeitstag, der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher zusammenhängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode. Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit, während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, täglich arbeiten muß. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten Geschäftszweig erheischt ist, um ein fertiges Produkt zu liefern.“59
Die Länge einer Arbeitsperiode wird durch die verschiedenartigsten Umstände wie Naturbedingungen, Entwicklungsstand von Wissenschaft und Technik, Qualifikation der Arbeiter, Arbeitsorganisation usw. bestimmt, die mehr oder minder beeinflußbar sind. Die Länge der Arbeitsperiode hat einen wesentlichen Einfluß auf die Umschlagszeit des industriellen Kapitals. Je länger die Arbeitsperiode ist, desto länger ist die Umschlagszeit und damit der Umschlag des Kapitals. Die Länge der Arbeitsperiode wirkt sich aber besonders auf den Umschlag des zirkulierenden Kapitals aus.
Nehmen wir eine Produktion, in der die Erzeugnisse täglich fertig werden, zum Beispiel eine Schuhfabrik. Der Wert des auf die produzierten Schuhe übertragenen zirkulierenden Kapitals kann in kürzester Zeit in Geld verwandelt und damit von neuem in den Produktionsprozeß und Verwertungsprozeß geworfen werden. Ein verhältnismäßig kleines zirkulierendes Kapital kann durch häufigen Umschlag im Laufe des Jahres einen großen Kapitalwert in Bewegung setzen und damit eine umfangreiche Produktion erzielen.
Dagegen muß im Schiffbau, dessen Erzeugnisse erst nach ein bis drei Jahren fertig werden und deren Wert auch erst nach dieser Zeit realisiert werden kann, von Woche zu Woche neues zirkulierendes Kapital hinzugefügt werden, das dann für diese lange Zeit festliegt. Der Schiffbau erfordert demnach durch den sehr langsamen Umschlag ein verhältnismäßig großes zirkulierendes Kapital, um seine Aufgabe zu lösen.
Auch auf den Umschlag des fixen Kapitals hat die Länge der Arbeitsperiode einen wesentlichen Einfluß. In der Schuhindustrie schlägt mit dem raschen Umschlag des Kapitals auch mit jedem Umschlag das fixe Kapital als Amortisationsfonds nieder. Die Kapitalisten können diesen ebenso als Reservefonds benutzen, aus ihm den Ersatz der verschlissenen Bestandteile des fixen Kapitals und die Reparaturen finanzieren, als auch als Akkumulationsfonds gebrauchen. Bei den Schiffbaukapitalisten ist das nicht möglich. Sie müssen für die Reserve, für die Bezahlung der Ersatzteile und Reparaturen zuschüssiges Kapital haben und damit die Summe des vorzuschießenden Kapitals notwendigerweise vergrößern.