RotFuchs 186 – Juli 2013

Haben „Sektierer“ 2012 ein Linkskabinett in Hellas verhindert?

Als die KKE zwischen zwei Feuern stand

RotFuchs-Redaktion

Bei den wiederholten Wahlen des vergangenen Jahres mußte die unter ihrer Kurzbezeichnung KKE weltweit bekannte KP Griechenlands – eine klassenkämpferische Partei mit heroischer Tradition – nicht wenig Federn lassen. Während auf der extremen Rechten erstmals eine die Hitlerpartei glorifizierende faschistische Formation in das Athener Parlament einzog, stimmte ein großer Teil der für die Linke Votierenden – darunter auch Stammwähler der KKE – für das sich als „einzige Alternative zum rechtskonservativen Block“ anbietende Bündnis SYRIZA unter Alexis Tsipras. Die Begeisterung, die diesem „jungen Volkstribunen“ aus Kreisen der Partei Die Linke, aber auch von einigen Politikern mit DKP-Parteibuch entgegengebracht wurde, war mit dem massiven Vorwurf des Sektierertums an die Adresse der KKE gekoppelt. Hätten sich die Kommunisten nicht so abgeschottet, wäre in Athen sogar ein Linkssieg mit entsprechender Regierungsbildung in Reichweite gewesen, wurde von den Kritikern behauptet.

Die KKE wies solche Unterstellungen zurück und verdeutlichte, daß SYRIZA vor allem aus der eindeutig revisionistischen und zur Europäischen Linkspartei gehörenden Gruppierung Synaspismos hervorgegangen sei. Deren Anhänger hatten sich nach heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen zwischen zwei Flügeln der KKE 1991 aus der traditionell marxistisch-leninistischen Partei zurückgezogen und seitdem „linken“ Antikommunismus gepflegt. Unter solchen Umständen kann man die Zurückhaltung der KKE-Führung wohl kaum als sektiererisch oder dogmatisch bezeichnen.

Dennoch wog die faktisch zur Halbierung des kommunistischen Votums führende Niederlage der KKE an den Wahlurnen schwer. Nach ebenso lebhafter wie gründlicher Debatte, in der auch eigene Defizite zur Sprache gekommen sein dürften, beschloß der 19. KKE-Parteitag Mitte April in Athen ohne Gegenstimmen eine Reihe wichtiger Dokumente: die politische Entschließung, ein neues Programm und ein neues Statut.

Dem Zentralkomitee gehören jetzt statt der bisher 77 nur noch 63 Mitglieder an. Zugleich erfolgte ein Wechsel an der Spitze der Partei, dem nicht nur rein personelle Erwägungen zugrunde gelegen haben könnten. Aleka Papariga, die zwei Jahrzehnte die KKE als deren Generalsekretärin geführt hatte und weiterhin im Apparat des ZK tätig ist, wurde durch Dimitris Koutsoumpias (Jahrgang 1955) ersetzt. Der aus einer kommunistischen Familie, von deren Mitgliedern einige ihre Treue zur Sache mit dem Leben bezahlen mußten, hervorgegangene neue Parteiführer war etliche Jahre Chefredakteur der KKE-Tageszeitung „Rizospastis“ und hatte zuletzt die Internationale Abteilung des Zentralkomitees geleitet. Als Teilnehmer des legendären Aufstandes der Studenten des Athener Polytechnikums, die sich im November 1973 gegen das faschistische Regime der „Schwarzen Obristen“ erhoben, genießt er unter fortschrittlichen Griechen Prestige.

RF, gestützt auf „The New Worker“, London