RotFuchs 213 – Oktober 2015

Bundesdeutsche Mitverantwortung

RotFuchs-Redaktion

Die BRD trägt maßgebliche Mitverantwortung für die Ursachen der Flucht Zehntausender Menschen aus dem Kosovo. Dies belegt eine Analyse der Entwicklung in dem Sezessionsgebiet seit dem NATO-Überfall im Jahr 1999, dessen Vorbereitung unter führender Mitwirkung der Bundesrepublik geschah.

Schurkenstück: Außenminister Fischer, Ministerpräsident Thaci, Berlin im September 1999

Auch die anschließende Besatzung des Kosovo haben deutsche Politiker in leitenden Positionen mitgestaltet. Dabei haben sie geholfen, Kommandeure und Kämpfer der Mafiamiliz UÇK in Priština an die Macht zu bringen, unter deren Herrschaft sich international scharf kritisierte soziale Verhältnisse herausgebildet haben. In einem Bericht des Europäischen Rechnungshofes hieß es 2012, die organisierte Kriminalität bestehe im Kosovo auf „hohem Niveau“ fort; im Europarat wurden sogar höchstrangige Politiker, darunter ein langjähriger Ministerpräsident, der Mafia zugerechnet. Die Armut grassiert; rund ein Sechstel aller Kinder leidet wegen Mangelernährung an Wachstumsstörungen – nach ungefähr 16 Jahren von NATO und EU geführter Besatzung, die maßgeblich von Berlin mitgestaltet wurde.

Ohne Geldüberweisungen von Exil-Kosovaren könnten zahlreiche Familien im Kosovo wohl nicht überleben. Allein im ersten Halbjahr 2015 haben mehr als 28 600 Kosovaren keine andere Chance gesehen, als in Deutschland Asyl zu beantragen – faktisch ohne Aussicht auf Erfolg. Berlin bemüht sich nun um Wege zu ihrer schnelleren Abschiebung.

German-Foreign-Policy, Newsletter vom 13.08.2015