RotFuchs 233 – Juni 2017

Den Marxtötern ins Stammbuch

Gerhart Eisler

Eine Arbeiterpartei, die die Ideen von Marx und Engels preisgegeben hat, ist ge­schicht­lich letzten Endes wie eine taube Nuß. Angeblich – so wird es von seiten der Marxtöter behauptet – hätte sich der Kapitalismus geändert. Aber ist es nicht eine Tatsache, daß die kapitalistische Wirtschaft ebenso wie zur Zeit von Karl Marx zum Zwecke des Profits der Kapitalisten betrieben wird? Ist es nicht eine Tatsache, daß in der ganzen kapitalistischen Gesellschaft zwischen Arbeitern und Kapitalisten der Klassenkampf um höhere Löhne, um die Verkürzung der Arbeitszeit gegen die Profit­interessen der Unternehmen geführt wird?

Ist es nicht genauso wie zur Zeit von Karl Marx, daß der Kapitalismus von den zykli­schen Überproduktionskrisen erfaßt wird, wie wir es eben in den Vereinigten Staaten sehen und wie es sich in Westdeutschland zu zeigen beginnt? Ist der Kapita­lismus in Gestalt des Faschismus nicht noch raubgieriger, noch barbarischer, noch brutaler, als es der Kapitalismus zur Zeit von Karl Marx gewesen ist? Ist der Kapitalismus etwa heute zivilisierter geworden, der im zweiten Weltkrieg unerhörte Vernichtungen und unerhörte Zerstörungen anrichtete?

Ist der Kapitalismus etwa seit der Zeit von Karl Marx menschenfreundlicher gewor­den, derselbe Kapitalismus, der die Atombombe entwickelte und sie auf zwei wehr­lose japanische Städte abwarf und der heute die ganze Welt mit einem atomaren Krieg bedroht? Vieles hat sich geändert, seitdem Karl Marx lebte, aber die Grund­lehren und die Grunderkenntnisse von Karl Marx, weiterentwickelt von Lenin für die Zeit des Imperialismus, haben sich als ewige Wahrheit erwiesen … Der Kapitalismus beutet immer brutaler, immer rücksichtsloser die Arbeiter aus und bedroht die ganze Welt mit einer ungeheuren Katastrophe. …

Aus einem Rundfunkkommentar vom 5. Mai 1958