RotFuchs 215 – Dezember 2015

Ein Titel aus dem Nachlaß von
Liselotte Welskopf-Henrich

Dr. Frank Elstner

Ein Buch aus dem Nachlaß von Liselotte Welskopf-Henrich ist – 36 Jahre nach ihrem Tod – im Chemnitzer Palisander-Verlag erschienen. „Bertholds neue Welt“ ist eine Erzählung, die den Auftakt zu einem großen Roman über die Nachkriegszeit und das Leben in der DDR hätte bilden sollen, den die Autorin jedoch nicht hat vollenden können, da ihre Lebenszeit dazu nicht ausreichte. Die Erzählung schildert die ersten Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin aus der Sicht Berthold Wichmanns, eines zwölfjährigen Jungen.

Aus dem Klappentext: „Seit wenigen Tagen schweigen die Geschütze in Berlin. Die Stadt ist eine einzige Trümmerwüste. Berthold erkennt, daß bereits ein neuer Krieg im Gange ist, ein Krieg der Interessen. Die verschiedensten Kräfte sind in der zerbombten Stadt am Wirken: die Besatzungsmacht, Schieber, alte Nazis, Kommunisten, Bürokraten, Denunzianten.“

Er lernt aufrechte Menschen wie den Kommunisten und ehemaligen KZ-Häftling Jan Möller und „das Fräulein Doktor“ kennen (in dieser literarischen Gestalt stellt sich die Autorin selbst dar), die aufgrund ihrer mutigen Menschlichkeit zu seinen neuen Helden werden.

Berthold begreift, daß eine andere Welt im Entstehen ist, und daß er und seine Mitstreiter die Kraft und die Möglichkeit haben, sie aktiv mitzugestalten.

Tatsächlich ist der Text die unmittelbare Fortsetzung ihrer beiden antifaschistischen Romane „Jan und Jutta“ und „Zwei Freunde“, deren Protagonisten die Autorin hier einander begegnen läßt.

Liselotte Welskopf-Henrich:

Bertholds neue Welt − Erzählung
Vorwort von Rudolf Welskopf

Palisander-Verlag, Chemnitz 2015, 154 Seiten
ISBN 978-3-938305-93-5

12,90 €