RotFuchs 187 – August 2013

Einst erfolgreiche DDR-Autoren dem Vergessen entreißen

Griff in die literarische Schatztruhe (10)

Dieter Fechner

Peter Abraham – ein Autor phantasievoller und witziger Kinderbücher – wurde 1936 in Berlin geboren. Seine Eltern waren antifaschistische Widerstandskämpfer, so daß er eine bewegte Kindheit hatte. Er besuchte unter vier verschiedenen Namen insgesamt zehn Schulen, da sein Vater Pässe fälschte, mit denen von den Nazis Verfolgte untertauchen konnten. Das Thema Kindheit im Faschismus ließ ihn nicht los, „Die Schüsse der Arche Noah“ und „Pianke“ tragen autobiographische Züge. Dem Autor mangelte es weder an Stoffen noch an Themen. Seine Bücher erlebten hohe Auflagen und wurden in viele Sprachen übersetzt. Aus der Fülle des Schaffens von Peter Abraham seien genannt: „Ein Kolumbus auf der Havel“ (verfilmt von Hans Kratzert), „Abc, lesen tut nicht weh“ mit Illustrationen von Gertrud Zucker (1976), „Das Schulgespenst“ (verfilmt von Rolf Losansky), „Meine Hochzeit mit der Prinzessin“, „Kaspar oder das Hemd der Gerechten“ und „Doktor Aibolit“. „Rotfuchs“ wurde zum DDR-Fernsehklassiker. Es folgten die Kinderbücher „Das achte Geißlein“ (1983), „Der Affenstern“ (1985), „Fünkchen lebt“ (1988), „Carolas Flucht nach Denkdirwas“, von Gertrud Zucker illustriert, „Piepheini“ (1996), „Die windigen Brauseflaschen“, illustriert von Eberhard Binder, und „Das Schulgespenst tierisch in Fahrt“ (2005).

Abrahams Kinderbuch „Pianke“ (1983 von Gunter Friedrich als Fernsehfilm vorgestellt) nutzten die Lehrer im Literaturunterricht der 6. Klassen. Der Autor wies sich als Fabulierer mit unerschöpflichem Einfallsreichtum aus. Er schrieb eine phantasievolle Prosa, in der Reales häufig mit Märchenhaftem verknüpft ist. Als Herausgeber zeichnete er für den Band „Fernfahrten, erlebt und erdacht von achtzehn Autoren“ (1976) verantwortlich.

In Abrahams Roman „Die Schüsse der Arche Noah“ (1970; verfilmt von Egon Schlegel) wird das Ende des Hitler-Faschismus und die Nachkriegszeit aus der Perspektive eines Kindes behandelt. In seinem Roman „Komm mit mir nach Chicago“ (1979) erwies er sich einmal mehr als gewandter Fabulierer, der das Geschehen voller Turbulenz und Komik zu erzählen wußte. Bodo Fürneisen verfilmte den Stoff 1981.

Abrahams Roman „Kuckucksbrut“, der 2009 erschien, ist ein heiteres und bissiges Buch. Seinen autobiographischen Text über schwere Kindheitsjahre unter dem Faschismus (2011) nannte er „Als ich das Spielen verlernte“. Diesem zeitgeschichtlichen Dokument wurde hoher literarischer Wert bescheinigt.

Übrigens ist der „Rotfuchs“-Autor seit 2004 auch ein engagierter Leser des „RotFuchs“.