RotFuchs 193 – Februar 2014

Ein Trio in Grafenwöhr

Grüße aus Bayern

Hannes Färber

Welche Möglichkeiten es im „Reich des Bösen“, wie US-Präsident Ronald Reagan einst die sozialistischen Staaten genannt hat, tatsächlich gab, wird mir immer klarer: Auf was für Propaganda-Lügen sind wir im Westen nur hereingefallen! Euch in der DDR standen viele Türen offen. Ihr konntet Berufe erlernen und ausüben, hattet ein intensives und interessantes Arbeitsleben, während in der ach so demokratischen Gesellschaft des Westens alles nur mit Geld funktioniert. Was ich damit sagen will: Freiheit und Demokratie waren in der DDR wesentlich höher entwickelt als in der BRD. Doch die Berichterstattung und Interpretation unserer Medien stellte die Dinge auf den Kopf. Die reinste Geschichtsfälschung war angesagt.

Meine aus der Slowakei stammende Frau Viera und mein 1949 geborener rußlanddeutscher Freund Wladimir Justus bestätigen nach jeder Lektüre die Richtigkeit der im „RotFuchs“ getroffenen Feststellungen. Wenn Wladimir nur die Begriffe Glasnost und Perestroika hört, schießen ihm sofort die Namen der Verräter in den Kopf: Gorbatschow, Jakowlew, Schewardnadse und Jelzin, die nicht zuletzt durch das Schüren nationalistischen Haders die Sowjetunion zu Fall gebracht haben. Wenn wir miteinander diskutieren – Wladimir ist in unserem Ortsverband der Partei Die Linke, deren Kommunistischer Plattform wir alle drei angehören, mein Stellvertreter – bezieht er einen Standpunkt, den er durch mich so mitteilen möchte:

Wer vorurteilsfrei an die Dinge herangehe und die jetzt in seiner einstigen Heimat eingetretene Lage nüchtern bewerte, gestern und heute vergleiche, der müsse sagen: An die Stelle des schöpferischen Aufbaus zu sowjetischen Zeiten ist auf wirtschaftlichem Gebiet ein drastischer Produktionsabfall in Stadt und Land getreten. Die Industrie wird immer mehr auf einen primitiven, ausschließlich rohstoffgewinnenden Sektor reduziert. Ganze Wirtschaftszweige sind verschwunden: der Maschinenbau, die Elektronik, die Werkzeugindustrie, der Gerätebau, die Bodenverbesserung durch Fruchtfolgen, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Landwirtschaft steht kurz vor dem Ruin. Die Unabhängigkeit in der Lebensmittelbereitstellung gehe verloren. Soweit Wladimir.

Zur Erläuterung: Mein Freund war Hauptmann der sowjetischen Grenztruppen, ist auch heute noch oft in der ehemaligen UdSSR unterwegs. So weiß er, wovon er spricht. Fast alle Sowjetrepubliken hätten sich – berichtet er – in Länder der dritten Welt verwandelt. Heute stammten bereits 40 bis 50 Prozent der in der einstigen UdSSR verbrauchten Lebensmittel aus Importen. Die ökonomische Ursache der Krise liege im Lande selbst, nämlich im privatkapitalistischen Eigentum, in der Militarisierung der russischen Industrie und der planlosen Wirtschaftsführung. Seit 2010 habe die Bevölkerung jährlich um 800 000 Menschen abgenommen. Millionen seien ohne Arbeit und Auskommen. Die Gesellschaft befinde sich in einem moralischen Verfall. Die Zahl der Hungernden, Obdach- und Arbeitslosen sei inzwischen Legion. An die Stelle der Einheit von Patriotismus und proletarischem Internationalismus, von Kollektivgeist, Ehrgefühl und Gerechtigkeitssinn seien der Bereicherungskult und die Vergötterung des Besitzes bei gleichzeitiger Verachtung von Armut und horrendem Alkoholismus getreten. Das die Zeiten und Generationen verknüpfende Band drohe zu zerreißen.

Zusammenfassend möchten wir dem „RotFuchs“ von ganzem Herzen wünschen, daß seine Artikel die Zeiten überdauern, damit die heutige Geschichtsfälschung eines Tages auch mit seiner Hilfe korrigiert werden kann.

Euer Kampf ist bewundernswert. Wir wünschen Euch Kraft!

Herzliche sozialistische Grüße auch im Namen von Viera und Wladimir!

Hannes Färber ist Stadtrat der Partei Die Linke, Grafenwöhr.