RotFuchs 192 – Januar 2014

Lichtblick am Ende des Tunnels

Hannes Färber

Jeden Monat freue ich mich auf den neuen „RotFuchs“. Eure Artikel sind für mich eine Offenbarung. Besonders die Geschichten aus DDR-Zeiten finde ich sehr interessant. Sie bestätigen mir das, was meine Frau Viera, die aus der Slowakei stammt, immer erzählt: „Wir hatten das bessere System. Bei uns hatte jeder Arbeit, ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen.“ Ihre Cousins sprechen sogar von „goldenen Zeiten“. Auch meine rußlanddeutschen Freunde berichten mir oft über die Sowjetunion: „Unsere Kinder wurden nach ihren Fähigkeiten und ihrem Charakter geschult und konnten dann der Tätigkeit nachgehen, die sie ausüben wollten. Die Arbeiter bekamen jedes Jahr einen Ferienplatz zugesprochen, ein Flug von Kasachstan nach Moskau kostete etwa 28 Rubel. Jede Putzfrau konnte nach Moskau oder in den Urlaub ans Schwarze Meer fliegen.“

Bei einem Aufenthalt in der Slowakei zeigte mir Viera – sie ist Jahrgang 1968 – eine frühere „Kolchose“. Sie schilderte mir, wie dieser Betrieb einst funktioniert hat. Das faszinierte mich. Solche Genossenschaften waren für die Versorgung einer bestimmten Region zuständig, womit frisches Fleisch, Milch, Eier und vieles mehr direkt in die Läden kam. Die Tiere wurden artgerecht gehalten und waren den Sommer über immer auf den Weiden. Wenn Gott die Kapitalisten für ihre Tierhaltung hierzulande bestrafen könnte, würden sie die Hölle erleben. Als die Mauer fiel, hatte Viera dafür nur einen Satz übrig: „Der Einmarsch der Verbrecher!“

Wir beide arbeiten seit langem ehrenamtlich im Streetwork-Bereich für den Verein KARO e.V. an der deutsch-tschechischen Grenze. Hier kämpfen wir gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern. Dabei erleben wir oft die reinste Hölle! Wir fragen uns immer wieder: Wie kann das „reiche Europa“ zulassen, daß jährlich 250 000 Kinder und Frauen aus Osteuropa verschleppt werden? Wie ist es möglich, daß an der Grenze zwischen der BRD und Tschechien täglich Kinder und Frauen aufs brutalste mißbraucht und mißhandelt werden? Gehört dies etwa zu jener freiheitlich-demokratischen Ordnung, die 1990 den Völkern Osteuropas versprochen wurde? Es ist eine Verhöhnung der Opfer, wenn der Bundespräsident immer und immer wieder das Wort „Freiheit“ im Munde führt. Ich möchte hierzu Theodor W. Adorno zitieren, der gesagt haben soll: „Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.“

Carl Friedrich von Weizsäcker hat in seinem Buch „Der bedrohte Friede“ bereits 1981 ein düsteres Szenario vorausgesagt: „Die Arbeitslosenzahlen werden weltweit ungeahnte Dimensionen erreichen. Die Löhne werden auf ein noch nie dagewesenes Minimum sinken. Alle Sozialsysteme werden mit dem Bankrott des Staates zusammenbrechen, Rentenzahlungen zuerst. Auslöser ist eine globale Wirtschaftskrise von ungeheurer Dimension, die durch Spekulanten hervorgerufen wird. … Die herrschende Elite wird gezwungen, zu ihrem eigenen Schutz Privatarmeen zu unterhalten und … den totalen Überwachungsstaat zu schaffen. … Die ergebenen Handlanger dieses Geldadels sind korrupte Politiker. … Um Rohstoffbesitz und den eigenen Machterhalt werden Großmächte Kriege mit Atomwaffen und anderen Massenvernichtungsmitteln führen. Die Völker werden … das skrupelloseste … und menschenverachtendste System erleben – ihr Armageddon.“

Die Tatsache, daß bereits viele der Befürchtungen Weizsäckers eingetreten sind, wirkt äußerst beunruhigend.

Ein Lichtblick am Ende des Tunnels seid Ihr mit Eurem „RotFuchs“. Die meisten von Euch haben am Sozialismus mitgebaut. Wir Nachfolgenden können Euer gutes Projekt analysieren und weiterentwickeln, um einen Widerpart zum jetzigen menschenverachtenden System zu entwerfen.

Herzlichen Dank für alles, was Ihr geleistet habt!

Hannes Färber ist Stadtrat der Partei Die Linke, Grafenwöhr