RotFuchs 226 – November 2016

Nikaragua: 19. Juli, Sieg der Hoffnung

Gabriela Ávila Gómez

Im Juli erinnern wir an diejenigen, die unser Land befreiten. Wir schätzen dieses große Erbe, dank dem wir heute das Privileg haben, den Traum zu erleben und für die Verwirklichung aller Träume zu arbeiten, vor allem des Traumes, die Armut zu überwinden.

Dies waren Mitte des Jahres Worte von Rosario Murillo, Koordinatorin des nikaraguanischen Kommunikations- und Bürgerrates. Jedes Jahr wird in Nikaragua der 19. Juli gefeiert, denn am 19. Juli 1979 siegte die sandinistische Revolution, nachdem es gelang, die Militärdiktatur von Somoza zu stürzen, die über 40 Jahre lang Terror gesät hatte. Die Somoza-Familie verfügte über die Unterstützung der Nationalgarde und der Vereinigten Staaten, aber gegen sie erhob sich die Sandinistische Nationale Befreiungsfront (FSLN), eine Bewegung, die im Jahr 1961 gegründet worden war und ihren Namen vom „General der Freien Männer“, Augusto César Sandino, angenommen hatte.

Augusto César Sandino / Plakat (1975)

Die FSLN, deren erster Führer Carlos Fonseca Amador war, sprach sich für die Errichtung des Sozialismus in Nikaragua aus und war von der Guerilla-Taktik inspiriert, die vom kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro angewendet worden war. Diese nikaraguanische Bewegung unterteilte sich ein paar Jahre später in drei Zweige, die aber den Kampf gegen die Diktatur fortsetzten und sich im Jahr 1979 wieder vereinten. Zu dieser Zeit begann die Schwächung der Regierung von Anastasio Somoza. Einerseits verbündeten sich alle Sektoren der Zivilbevölkerung gegen sie, und andererseits drängte ihn sein wichtigster Verbündeter, die Vereinigten Staaten, die Macht abzugeben, nachdem ein US-amerikanischer Journalist durch nikaraguanisches Militär getötet worden war.

Am 19. Juli 1979 beschritt die FSLN siegreich den Platz der Revolution von Managua. Jedes Jahr begehen die Nikaraguaner hier dieses Ereignis. / Foto: el 19 digital

Am 19. Juli 1979 beschritt die FSLN siegreich den Platz der Revolution von Managua. Jedes Jahr begehen die Nikaraguaner hier dieses Ereignis. Foto: el 19 digital

Schließlich verließen der Diktator und die meisten Funktionsträger das Land, und obwohl einer seiner Verbündeten die Präsidentschaft an sich nehmen konnte, dauerte diese nur 24 Stunden. Dann beschritt die FSLN, mit breiter Unterstützung der Bevölkerung, am 19. Juli vor 37 Jahren siegreich den Platz der Revolution in Managua, was ermöglichte, ein neues Land zu schaffen. Es begannen die Reformen, die zum Ziel hatten, Armut und Ungleichheit im Land zu vermindern und ein inklusives und gerechtes Land zu schaffen: Die Banken wurden verstaatlicht, und es wurde eine Alphabetisierungskampagne gestartet, durch die die Analphabetenrate deutlich gesenkt werden konnte. 1984 fanden Wahlen statt, bei denen die FSLN trotz mehrjährigen Wirkens einer von den Vereinigten Staaten finanzierten Konterrevolution als Sieger hervorging. Aber nach den Friedensgesprächen mit den „Kontras“, einem Waffenstillstand und einer Vereinbarung zur Abhaltung von Wahlen im Jahr 1990 kam die oppositionelle Koalition an die Macht. 16 Jahre lang erlebte Nikaragua die neoliberale Politik rechter Regierungen, geprägt von Privatisierungsmaßnahmen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (WB), die die nationale Wirtschaft und den sozialen Fortschritt, den die Regierung der Sandinisten erreicht hatte, untergruben.

Bei den Wahlen 2006 und 2011 gewann die FSLN mit Daniel Ortega als Präsidentschaftskandidat den Sieg. Bis zum heutigen Tag schreitet Nikaragua unter der Führung von Ortega und seiner Regierung der Nationalen Versöhnung und Einheit voran und erreicht Fortschritte in der Wirtschaft, in den Bereichen Bildung, Jugendrechte und Beteiligung der Bevölkerung. Dank der Wiedereinführung der kostenlosen Gesundheitsdienste haben die nikaraguanischen Familien einen besseren Zugang zu diesen.

Was die Wirtschaft angeht, hat die Zentralbank des lateinamerikanischen Landes geschätzt, daß das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 4,9 % wuchs, wobei das Bauwesen, Finanzdienstleistungen und der Handel zu den erfolgreichsten Bereichen zählten. Das Land beteiligt sich aktiv an regionalen Koordinationsmechanismen wie dem Gipfel der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC), dem Verband Karibischer Staaten (AEC) und dem Zentralamerikanischen Integrationssystem (SICA).

Nikaragua hat immer auf die Unterstützung Kubas zählen können. Beispiel dafür ist, daß in den ersten Jahren der Sandinistischen Revolution Zehntausende Kubaner zusammen mit den Nikaraguanern für das Vorankommen des Landes gearbeitet haben. Unter ihnen erinnert man sich besonders an die jungen kubanischen Lehrer, die im Jahr 1981 durch Gegner der sandinistischen Revolution getötet wurden. Die Banditen, ermutigt durch die Vereinigten Staaten, versuchten, den Lehrern Angst einzuflößen, aber es gelang ihnen nicht. Kuba half dem Bruderland weiter.

Die Beziehungen haben sich auch dank der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas – Handelsvertrag der Völker (ALBA-TCP) gestärkt. Das mittelamerikanische Land hat bei den Vereinten Nationen die Aufhebung der Kuba durch die USA auferlegten Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gefordert.

Gegenwärtig sind 53 Mitarbeiter des kubanischen Gesundheitswesens in Nikaragua tätig.

Aus: „Granma internacional“, August 2016