RotFuchs 186 – Juli 2013

Briefmarken widerspiegeln den Charakter eines Staates

Philatelistische Visitenkarte der DDR
(Teil 2)

Rainer Albert

Profunder Antifaschismus war von der ersten bis zur letzten Stunde des Bestehens der DDR ein Wesenszug des sozialistischen deutschen Staates. In dieser Frage trennten DDR und BRD Welten, unterschieden sich beide wie Feuer und Wasser.

Die BRD tolerierte und integrierte von Beginn an schwerbelastete Nazis auf allen Ebenen in einem solchen Maße, daß sie den Antifaschismus nicht einmal formell verordnen konnte.

Das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR brachte im Verlauf von vier Jahrzehnten unzählige Serien- und Sondermarken sowie Blöcke heraus, die dem antifaschistischen Vermächtnis sowie dem opferreichen Kampf der Völker gegen die Hitler-Aggressoren und Nazi-Okkupanten gewidmet waren. Im Mittelpunkt stand das Gedenken an die Toten der Konzentrations- und Massenvernichtungslager Auschwitz, Majdanek, Treblinka, Buchenwald, Mittelbau-Dora, Ravensbrück, Sachsenhausen und Mauthausen. Eine ganze Reihe von Editionen würdigte den unter unermeßlichen Opfern erbrachten Befreiungsbeitrag der Völker der Sowjetunion. So diente die Treptower Skulptur des Rotarmisten, der das Hakenkreuz zerschmettert und ein gerettetes Kind auf dem Arm trägt, wiederholt als Motiv. Andere Postwertzeichen zeigten das imposante Denkmal der Mutter Heimat, das zu Ehren der Sieger von Stalingrad auf dem Mamajew-Hügel errichtet wurde, die Leningrader Skulpturengruppe sowie Abbildungen der sowjetischen Memoriale auf den Seelower Höhen und in Berlin-Schönholz.

Doch auch der Millionen Opfer aller anderen Völker Europas wurde gedacht. Marken, die an Lidice, Oradour, das jugoslawische Kragujevac, die Ardeatinischen Höhlen bei Rom, das französische Chateaubriant erinnern, sowie die postalische Abbildung von Gedenkstätten in Polen, Belgien, Österreich, Dänemark, den Niederlanden und Luxemburg zeugen davon.

Die Briefmarken der DDR waren ein Spiegelbild der innenpolitischen Realität. Im sozialistischen deutschen Staat gab es wohl keine Stadt und keinen Ort, wo nicht auf die eine oder andere Weise – oftmals in Denkmalsgestalt – an den Heldenmut der Kämpfer gegen Deutschlands und Europas Verderber erinnert worden wäre. Jahr für Jahr wurden an den Gräbern gefallener Befreier, verscharrter KZHäftlinge, in Kriegsgefangenschaft elend zu Grunde gegangener Soldaten der Antihitlerkoalition und bis aufs Blut ausgesaugter „Fremdarbeiter“ wie zu Ehren der deutschen Widerstandshelden Blumen niedergelegt.

In der DDR war der Antifaschismus oberste Staatsräson. Die hier ausgewählten Postwertzeichen zeugen davon.