RotFuchs 221 – Juni 2016

Was man in deutschen Presseorganen kaum findet:

Rußland exportiert mehr als
Erdöl und Erdgas

Oberst a. D. Dr. hc. Gerhard Giese

Trotz weiterhin niedriger Erdöl- und Erdgaspreise sowie fortgesetzter Sanktionen des Westens gegenüber Rußland geht es der Regierung der Russischen Föderation darum, begonnene Wirtschaftsprojekte fertigzustellen und die Verpflichtungen des Staates gegenüber der Bevölkerung einzuhalten. Dabei steht die Modernisierung der Wirtschaftsstruktur des Landes sowie die Sicherung der Reservefonds im Mittelpunkt. Mit den Staaten der Shanghaier Organisation sowie mit anderen willigen Staaten soll der Handel möglichst mittels nationaler Valuten abgewickelt werden.

Russische Proton-M-Rakete

Auf der Suche nach Spuren von Leben auf dem Mars haben die Europäische Raumfahrtagentur Esa und ihr russischer Partner Roskosmos gemeinsam eine Sonde zum Roten Planeten geschossen. Die Proton-M-Rakete hob am 14. März vom russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ab und erreichte nach etwa zehn Minuten planmäßig den Erdorbit. Der Start galt als eine erste schwierige Hürde auf dem siebenmonatigen Flug zum Mars. Damit gaben Esa und Roskosmos den Startschuss für ihr mehrere Milliarden Euro teures Projekt ExoMars.

Die nachfolgend zusammengestellten Daten basieren auf von der russischen Nachrichtenagentur TASS veröffentlichten Quellen.

  • 2014 exportierte Rußland Waren und Dienstleistungen im Umfang von ca. 500 Milliarden Dollar; wobei 51,5 % davon (286 Milliarden Dollar) keine Rohstoffe und Energieträger waren. Diese Zahl hat sich 2015 noch wesentlich erhöht und soll im Jahre 2018 bei 340 bis 400 Milliarden (75–80 %) liegen.
  • Rußland begann 2000 einen Neustart bei der Entwicklung von neuartigen Passagierflugzeugen, dessen erstes Produkt der Superjet-100 – ein Kurzstreckenflugzeug – von Suchoi ist. Er wird in immer mehr Länder exportiert – nach Mexiko, Brasilien, Indonesien, China und weitere asiatische Länder.
  • Eine Reihe von Mittelstreckenflugzeugen (für 150 bis 180 Passagiere und Maschinen für 200 bis 300 Passagiere werden z. T. in Kooperation mit China entwickelt. 2015 konnte die Konstruktion der dafür benötigten ökonomischen und leiseren Triebwerke abgeschlossen und mit der Serienproduktion begonnen werden.
  • 2014 wurden metallurgische Produkte für über 30 Milliarden Dollar exportiert. Rußland ist Hauptlieferant von Titanteilen für Airbus und belegt bei Boeing den zweiten Platz. Der Anteil Rußlands an der Weltproduktion in diesem Segment beträgt 35 bis 45 %.
  • Auch Edelmetalle und -steine wurden für 10 Milliarden Dollar in arabische Länder und nach Süd-Ost-Asien exportiert.
  • Das Land exportiert Treibstoffe und Elektroenergie, deren Umsatz ca. 35 % des Nichtkohlenwasserstoffexports ausmacht und in den nächsten Jahren noch ansteigen wird.
  • Kalidünger aus Rußland wird für 10 bis 15 Milliarden Dollar in die ganze Welt exportiert; der Anteil der Russischen Föderation beträgt dabei ca. 13,5 % des Weltmarktes (Uralkali). Hier wird in den nächsten Jahren eine Erhöhung um ca. 6 Milliarden Dollar erwartet.
  • Der Export von Industrieanlagen (Uralmasch) für Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, für Energie und Transportprojekte in GUS-Länder, Ost-und Westeuropa, den Nahen Osten, Indien, Pakistan, Süd-Ost-Asien, Afrika, Nord- und Latein-Amerika betrug 2014 fast 30 Milliarden Dollar.
  • Rußland exportiert Schiffbauerzeugnisse unterschiedlichster Art: Eisbrecher, Bohrplattformen, Spezialschiffe, Unterseeboote, Landungsschiffe für Vietnam, Indien, China und andere Länder.
  • Für die Raumfahrt der USA liefert Rußland Raketentriebwerke, welche die USA versuchen nachzubauen. Ende 2015 konnte die langjährige Entwicklung eines neuartigen Ionentriebwerks für den Einsatz bei interplanetaren Flügen fertiggestellt werden.
  • 2014 erreichte Rußland den ersten Platz in der Welt bei in der Bereitstellung von Dienstleistungen bei Raketenstarts.
  • Beim Wissenschaftlichen Gerätebau und Technologieexport (Rostech) kommen noch jene Erzeugnisse hinzu, die durch neue Programme zur Entwicklung der Industrie (z. B. beim Flugzeug- und Hubschrauberbau) und bei der Importablösung im Entstehen begriffen sind.
  • Erzeugnisse des Energiemaschinenbaus (Generatoren, Atom- und Wasserkraftwerke, Gasturbinenbetriebe) werden in 57 Länder der Erde exportiert, die des Schwermaschinenbaus, (Pressen, automatische Linien für Metallprokat) in 54 Länder.
  • 2014 erwirtschaftete Rußland mit Dienstleistungen in anderen Ländern über 66 Milliarden Dollar. Bei Lufttransport- und anderen Transportleistungen ist Rußland einer der Haupttransporteure der Vereinten Nationen.
  • Eine Vielzahl von Staaten und Konzernen bestellt und kauft in Rußland Programmsoftware und Telekommunikationsleistungen, darunter die USA, EU-Länder, Länder Lateinamerikas mit steigenden Absatzzahlen.
  • Der Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Getreide, Fisch, Meeresfrüchte, Öle, Samen und Futtermittel) steigt bei sich weiter entwickelnder Landwirtschaft stetig an. Bemerkenswert ist, daß Rußland über große nicht überdüngte Flächen verfügt und deshalb auf dem Weltmarkt die beste Getreidequalität anbieten kann, mit der Höchstpreise erzielt werden können.