RotFuchs 218 – März 2016

Sechs Ratschläge an
Kinder und Jugendliche

Dr. Ernst-Ludwig Hischer

Die Eltern sagen: Ihr sollt höflich sein!
Die Kinder: Das sehen wir nicht ein.
Dürfen denn nur Erwachsene
schreien und sogar im Parlament,
wo doch jeder jeden kennt?

Die Lehrer: Ihr sollt artig sein und euch nicht prügeln.
Die Kinder: Das sehen wir nicht ein.
Die Erwachsenen wollen doch auch
nur siegen und setzen sogar Waffen ein,
um sich zu bekriegen.

Der Religionslehrer: Ihr müßt auch für arme Menschen spenden!
Die Kinder: Das sehen wir ein,
aber werden auch die mit den großen Dividenden
spenden?

Der Vater sagt: Ihr sollt ehrlich sein!
Das sehen wir ein, aber warum dürfen
Minister manchmal lügen und betrügen und
wenn sie entlassen werden,
große Abfindungen kriegen?

Der Klassenlehrer: Ihr lernt für das Leben
und darum müßt ihr streben
und euer Bestes geben!
Das sehen wir ein.
Werden aber genügend Ausbildungsplätze sein?

Der Direktor mahnt: Ihr müßt euch ständig weiterbilden!
Die Schüler: Das sehen wir ein.
Aber nur einer ruft
„Nein, damit fang ich gar nicht erst an,
weil mich trotzdem jeder Unternehmer
rausschmeißen kann.“

Nach der Schule sitzen die Schüler
ratlos im Kreise und fragen:
Was fangen wir mit den Ratschlägen an?
Nach langer Pause springt einer auf und sagt
Der beste Rat – ein besserer Staat!