RotFuchs 206 – März 2015

Spaltpilze aus Übersee

Werner Voigt

Dieses Jahr wird es viele historische Rückblicke geben. Im Vordergrund stehen dabei solche, die so oder so an die Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus – vor allem durch die Rote Armee – erinnern. Es ist aber zu befürchten, daß mehr verlogene oder verfälschte als der Wahrheit entsprechende Rückblicke präsentiert werden.

Vielleicht ahnte der Publizist Walther Victor (1895–1971) bereits, daß eines Tages die wirklichen Ziele des USA-Imperialismus in Vergessenheit geraten könnten. So erinnerte er rechtzeitig an Vorgänge in den Vereinigten Staaten, die sich schon gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zutrugen und von den tonangebenden bürgerlichen Medien totgeschwiegen werden könnten. Dabei spielte die alte römische „Teile und herrsche!“-Methode für die US-Unterzeichner des am 2. August 1945 signierten Potsdamer Abkommens bereits unterschwellig eine Rolle, obwohl sie das zu diesem Zeitpunkt so noch nicht durchblicken ließen. In dessen „Politischen Grundsätzen“ heißt es: „Während der Besatzungszeit ist Deutschland als eine wirtschaftliche Einheit zu betrachten.“

Inzwischen weiß alle Welt, daß die westlichen Alliierten schon 1946/47 damit begannen, erst eine Bi- und dann eine Tri-Zone zu schaffen. Sie führten anschließend eine separate Währungsreform durch, um die Spaltung Deutschlands in die Wege zu leiten.

Ein Szenarium dafür gab es schon Jahre zuvor. Hier sei aus einem 1943 durch Walther Victor im USA-Exil formulierten Text, den wir seinem 1965 in der DDR erschienenen Buch „Mit Herzblut und Federwisch“ (Verlag der Nation) entnehmen, zitiert: „Die New Yorker Zeitschrift The American Mercury veröffentlichte in ihrer Aprilnummer einen Beitrag des Herrn Kingsbury Smith mit der Überschrift ‚Unser Plan für Nachkriegsdeutschland‘. In diesem Artikel wird auf die Frage geantwortet: Was sollen wir mit Deutschland nach dem Kriege machen?

Herr Kingsbury Smith hat den Stein der amerikanischen Weisen gefunden, indem er seinem Hauptgeschäft nachging: Er ist einer der großen Interviewer der USA-Presse. Was er in seinem Artikel schreibt, ist also ohne Zweifel die Meinung tonangebender Leute in Washington. ‚Es ist die Absicht der amerikanischen Planungen, Maßnahmen zur Verhinderung der Not in Deutschland auf das Mindestmaß zu beschränken, welches nötig ist, um Revolution und Chaos abzuwenden. Kein Mensch denkt daran, den Weihnachtsmann gegenüber Deutschland zu spielen…

Am schwersten wird das deutsche Volk auf dem Gebiet seiner staatlichen Hoheit zu bezahlen haben. … Die amerikanischen Absichten gehen dahin, Deutschland in drastischer Weise zu dezentralisieren bis dorthin, das Land in einzelne Staaten und Regionen aufzubrechen. … Es darf auf keinen Fall erlaubt werden, daß die politische und industrielle deutsche Einheit bestehenbleibt.‘ Soweit Kingsbury Smith im Jahre 1943!

Was für eine bodenlose Heuchelei der geschichtsverfälschenden Medien, welche unablässig die „Wiedervereinigung Deutschlands“ bejubeln und dabei die Verursacher der Spaltung wissentlich verschweigen! Die Westalliierten wollten mit ihrer Mißachtung der in Potsdam getroffenen völkerrechtlichen Festlegungen ein Bollwerk gegen den seit den Tagen von Marx verteufelten Kommunismus, eine politische Mauer, errichten. In Gestalt des CDU-Politikers Konrad Adenauer, des ersten Kanzlers der BRD, fanden sie einen äußerst erfahrenen Separatisten, der schon 1923 nur allzugern das Rheinland von Deutschland abgetrennt hätte. Die Merkel- Partei sollte endlich damit beginnen, über ihre diesbezüglichen politischen „Altlasten“ nachzudenken.