RotFuchs 233 – Juni 2017

Stimmen aus aller Welt über die DDR

RotFuchs-Redaktion

Solange der sozialistische deutsche Staat, die DDR, existierte, haben sich immer wieder Persönlichkeiten aus der ganzen Welt bei oder nach Besuchen über die DDR geäußert. Zum 30. Jahrestag am 7. Oktober 1979 hat die Auslandspresseagentur Panorama DDR über hundert solcher Stellungnahmen in einem Buch vereint. Entstanden ist so ein Mosaik persönlicher Erfahrungen und Erkenntnisse, die jeweils ein Stück gesellschaftlicher Wirklichkeit widerspiegeln. Stellvertretend für die anderen veröffentlichen wir hier einige dieser Äußerungen; Älteren zur Erin­nerung, Jüngeren zur Verdeutlichung dessen, was die DDR für die Welt – und für uns – war.

Marc Sucur
Sportlehrer, Frankreich

Besonders wichtig finde ich, daß der Schulsport im DDR-Bildungswesen ein Pflicht­fach ist und auch wirklich durchgeführt wird, was für uns schon eine bemerkenswerte Tatsache ist. Der Lehrplan sieht ein spordiches Mindestmaß für alle vor. Im Gegen­satz zu Frankreich gibt es also eine offizielle Norm an Sportstunden, die sich vom Kindergarten bis zur Universität oder zur Berufsausbildung fortsetzt. Dazu kommt der außerschulische Sport, der sehr wichtig ist und den Schulsport ergänzt. Und dann die Massensportwettkämpfe, die Spartakiaden, wo die Talente entdeckt werden, die sich dank einem exakten System sportlicher Förderungen bis zu internationalem Niveau entwickeln können.

Dabei habe ich ganz und gar nicht den Eindruck, daß das auf Kosten der Allgemein­bildung geht. Dafür kenne ich ein persönliches Beispiel: In Frankreich hatte ich die Möglichkeit, Wolfgang Nordwig – lange Jahre einer der weltbesten Stabhochspringer – bei einem Volksfest kennenzulernen und mich davon zu überzeugen, daß dieser große Sportler zugleich ein Mann ist, der sein Studium auf hohem Niveau betreibt, also fähig ist, gleichzeitig ein guter Sportler und ein Fachmann zu sein. Die jungen Sportler der DDR sind also nicht wie in Frankreich vor die Wahl gestellt, sich entwe­der für das Studium oder den Sport entscheiden zu müssen.

Regine Fedele
Unterstufenlehrerin, Marseille, Frankreich

Was mich in der DDR ganz besonders überrascht hat, ist die ständige enge Verbin­dung zwischen Schule und Leben. Die Schüler gehen direkt in die Betriebe, und das schon sehr früh, um sich mit den verschiedensten Berufen vertraut zu machen. Nicht nur die Pädagogen und Eltern sind am schulischen Leben interessiert und beteiligen sich aktiv an der Erziehung der Kinder, auch die Arbeiter haben ihr Wort bei der Bildung mitzureden. Denn in den Praktika im Betrieb werden die Schüler von Arbei­tern betreut, selbstverständlich im Rahmen eines festgelegten Programms. Gemein­sam mit den Werktätigen lernen sie die Arbeitswelt kennen – das ist für uns eine wirkliche Entdeckung.

Dr. Saeed Abdul Khair Al-Noban
Minister für Erziehung der VDR Jemen

Ich habe gesehen, daß in der DDR alle Kinder das Recht und die Pflicht haben, die zehnklassige polytechnische Ober­schule zu besuchen und im Anschluß daran einen Beruf zu erlernen. Praktisch heißt das, daß hier jedes Kind über eine zwölfjährige Schulbildung verfügt. Wir alle wissen, daß diese Möglichkeit für die Jugend nicht überall besteht. Ich sehe darin einen sehr großen Erfolg Ihres so­zialistischen Staates.

Jaako Numminen

Jaako Numminen
Staatssekretär im Unterrichtsministerium, Finnland

Ich hatte Gelegenheit, in Dresden die 19. Oberschule zu besuchen, und bin auch im Polytechnischen Zentrum in Freital gewesen. Ich habe mich dort mit Schülern unter­halten, zumeist mit Schülern der zehnten Klasse. Einen guten Eindruck hat auf mich gemacht, daß die Jugend­lichen alle wußten, welchen Beruf sie erlernen werden und warum sie diesen Beruf gewählt haben. Diese große Erfahrung werde ich mit nach Hause nehmen.

Truang van Kien
Vorsitzender des Volksrates des Bezirkes Nghe Tinh,
Sozialistische Republik Vietnam

Die Stadt Vinh, Bezirksstadt von Nghe Tinh, ist ein lebendiges Symbol der bestän­digen Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den Bauschaffenden der Sozia­listischen Republik Vietnam und der Deutschen Demokratischen Republik. Sie ist die Heimatstadt des Präsidenten Ho chi Minh und hat große Tage erlebt, auf die heutige und spätere Generationen des ganzen Bezirkes stolz sein können.

Ich denke zum Beispiel an den 22. Oktober 1973. An diesem Tag wurde der Vertrag zwischen der Regierung der Demokratischen Republik Vietnam und der Deutschen Demokratischen Republik über die Unterstützung bei der Projektierung und beim Wiederaufbau der Stadt Vinh durch die DDR abgeschlossen. Das war ein lebendiger Ausdruck der Losung des Genossen Erich Honecker, „Solidarität mit Vietnam – jetzt erst recht!“, die gleich nach der Unterzeichnung des Pariser Abkommens über Viet­nam aufgestellt wurde.

Schon kurz darauf, im Februar 1974, kam die erste Delegation der Baufachleute aus der DDR in die Stadt Vinh. Gleichzeitig verließ das Schiff „Leipzig“ den Rostocker Hafen mit 1711 Tonnen Baumaterial in Richtung Vinh.

Die Sommer bei uns in Vietnam mit den warmen, trockenen Südwestwinden und einer Temperatur oft bis zu 38°C und die Arbeit unter mangelhaften Bedingungen haben die Baufachleute aus der DDR oft vor schwere Probleme gestellt. Aber sie haben Ver­ständnis für unsere Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre und arbeiten unermüdlich. Mit guten Kenntnissen, reichen Erfahrungen sowie aufrichtigem und bescheidenem Verhalten helfen sie uns und gewinnen die Liebe und das Vertrauen aller Menschen.

So nimmt Vinh von Tag zu Tag eine schönere und prächtigere Gestalt an. Das frühere Stadtviertel Quang Trung war ein Trümmerhaufen. Die US-amerikanischen Bomben fielen hier übereinander. Heute entstehen auf diesem Platz zwölf fünfstöckige Häuser mit einer Fläche von mehr als 40 000 Quadratmetern. 10 000 Menschen werden bis Ende 1978 hier einziehen. Inzwischen ist auch mit Hilfe der deutschen Klassenbrüder ein Netz von Betrieben zur Fertigung der Baumaterialien mit entsprechenden Neben­anlagen und kommunale Einrichtungen für die Stadt Vinh entstanden.

In den vergangenen vier Jahren sind schon viele Delegationen von Fachleuten aus dem befreundeten Land bei uns gewesen, und wir werden oft an sie zurückdenken. Wie könnten wir die Genossen Knauer und Dr. K. Schlesier vergessen, die als erste den Generalbebauungplan für die Stadt Vinh, der heutigen und künftigen Anforde­rungen entspricht, entworfen haben! Wir werden uns immer an das Ehepaar Grote­wohl erinnern, das stets bei allen Aufgaben mit ganzem Herzen dabei war. Unsere Kranfahrer werden nie die vorbildliche Arbeit und Anleitung des Genossen Coran vergessen, der mit Geduld und Verständnis viele Vietnamesen zu kundigen Fach­arbeitern in einem neuen Beruf ausbildete. So viele Namen – so viele schöne und lebendige Bilder der Zusammenarbeit und Freundschaft!