RotFuchs 215 – Dezember 2015

Wie die drittstärkste kommunistische Partei der Welt
in Strömen von Blut ertränkt wurde

Suhartos Amoklauf in Indonesien

RotFuchs-Redaktion

Im Jahr 1965 – Washingtons Ausrottungskrieg gegen das vietnamesische Volk befindet sich auf seinem Höhepunkt – fließen auch im größten und bevölkerungs­reichsten Land Südostasiens Ströme von Blut. Mindestens 500 000, nach anderen Berichten sogar bis zu drei Millionen Mitglieder und Anhänger der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) – der damals drittstärksten KP der Welt – oder ihrer äußerst einflußreichen Massenorganisationen wurden von antikommunistischen Militärs und paramilitärischen Killerkommandos landesweit gejagt. Nach der Festnahme wurden die Gefangenen grausam mißhandelt und dann – von Ausnahmen abgesehen – ohne Prozeß und Urteil viehisch abgeschlachtet. Auch die gesamte Führung der PKI fiel den Terrorristen zum Opfer.

Diese in Tangerang, einem Vorort Djakartas, im Oktober 1965 verhafteten Kommunisten erwartete schon bald der Tod.

Was aber war der formelle Auslöser für dieses nur mit den Untaten der Hitler­faschisten und den Genozid-Verbrechen der USA in Vietnam vergleichbare Massaker?

1945 hatte Indonesien die Entlassung aus der niederländischen Kolonialherrschaft erzwungen. Sein Staatsgründer und erster Präsident Achmed Sukarno, der in dem später entbrennenden Konflikt zwischen der UdSSR und China zu Peking neigte, während die PKI-Führung der KP Chinas nahestand, hatte auch Kommunisten, darunter Generalsekretär Aidit und dessen Stellvertreter Njoto, in sein Kabinett aufgenommen.

Die PKI vertrat den sich dann als Fehleinschätzung herausstellenden Standpunkt, direkten Weges zum Kommunismus gelangen zu können. Als die PKI-Minister Staatspräsident Sukarno Anfang 1965 zur Schaffung bewaffneter Volksmilizen aufforderten, schrillten beim überwiegenden Teil der Generalität – vor allem den Militärs mit Querverbindungen zur CIA und zum Pentagon – die Alarmglocken.

Angesichts der faktischen Diktatur der Armeeführung und der sich zuspitzenden Lage hegte ein Teil jüngerer Offiziere in Übereinstimmung mit der PKI-Spitze den Verdacht, ein prowestlicher Rat der Generäle strebe die Machtübernahme und Terrormaß­nahmen gegen Kommunisten an. Der von ihnen befürchtete Putsch sei für den 5. Oktober 1965 vorgesehen.

Um der vermuteten Aktion zuvorzukommen, entschloß sich der Chef der Leibgarde des Präsidenten in der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober zu einem Coup, bei dem sechs ranghohe Militärs getötet wurden. Ein „Revolutionsrat“, konnte sich gerade noch konstituieren und Präsident Sukarnos „persönliche Sicherheit“ verkünden, als dessen Gegner unter General Suharto bereits losschlugen. Binnen weniger Stunden hatten sie alles unter Kontrolle.

Trotz eines von dem neuen Machthaber und späteren Staatspräsidenten Suharto angewiesenen allgemeinen Zeitungsverbots erschien am 2. Oktober eine in ihrer Authentizität umstrittene, der PKI möglicherweise untergeschobene Ausgabe ihrer Zeitung „Harian Rakyat“ mit einem Extralob für die bereits unterlegenen Akteure des Vortags. Diese Edition diente der faschistoiden Clique Suhartos als Vorwand zur Auslösung des antikommunistischen Massenterrors.

BRD-Kanzler Helmut Kohl stattete Suharto, dem Massenmörder an der Staatsspitze Indonesiens, während seiner Amtszeit vier Besuche ab.

Zu den Helfershelfern bei der Errichtung von Suhartos „Neuer Ordnung“ befand sich – wie könnte es anders gewesen sein – einmal mehr auch der BND. Er sorgte für Waffen und Logistik. Auf der Hamburger Bundeswehrakademie wie bei der Elite­formation GSG 9 wurden indonesische Offiziere für die Putschistentruppe ausgebil­det, wobei auch Suhartos Schwiegersohn ein Spezialtraining erhielt.

RF, gestützt auf internationale Quellen und Berichte von Rainer Werning (jW)
und Michael Lenz (ND)