RotFuchs 221 – Juni 2016

Vom Heroismus des Rudi Arndt

Constanze Lindemann

Rudolf Arndt – Sohn einer jüdischen Lehrerfamilie in Berlin – begann 1927 eine Schriftsetzerlehre, die er bei der „Berliner Anschlag- und Reklamewesen-Gesellschaft“ beendete. In jenem Jahr trat er in den Buchdruckerverband ein und schloß sich dort der kommunistischen Fraktion der Lehrlingsabteilung an. Seine Aktivitäten setzte er bald im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) fort.

Diese Fotos von Rudi Arndt machte die Gestapo im Herbst 1933.

Diese Fotos von Rudi Arndt machte die Gestapo im Herbst 1933.

Im April 1931 wurde Rudi Arndt zusammen mit 67 weiteren Angeklagten vom Reichsgericht wegen „antimilitaristischer Propaganda“ angeklagt und zu zweieinhalb Jahren Festungshaft verurteilt. Nach seiner Entlassung fand er keine Arbeit, ging ins Ruhrgebiet, kehrte aber 1933 wieder nach Berlin zurück.

Als Leiter des illegalen technischen Apparats des KJVD wurde er im Herbst 1933 erneut festgenommen. Am 15. Oktober 1934 verurteilte ihn der Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“.

Am Ende seiner dreijährigen Haft im Zuchthaus Brandenburg wurde Rudi Arndt erst in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau und dann ins KZ Buchenwald verschleppt. Dort setzte er sich besonders für jüdische und jugendliche Mitgefangene ein.

Als Kapo – eine von der SS eingesetzte Aufsicht – eines speziell für Juden geschaffenen Reviers hat er in Buchenwald – wie Überlebende berichteten – Hunderten Menschen das Leben gerettet. Mit Hilfe anderer Häftlinge besorgte er Medikamente und hielt die SS-Ärzte fern. In dem ihm später unterstellten Block 22 ermutigte er Mithäftlinge, Gedichte und Lieder zu schreiben. Es gelang ihm, ein Streichquartett ins Leben zu rufen, das vor den Gefangenen spielte. Er organisierte regelmäßig geheime Sitzungen unter den Kommunisten und versorgte polnische Juden, die die SS im sogenannten Kleinen Lager verhungern lassen wollte, mit zusätzlichen Essensrationen.

Die Aktionen von Rudi Arndt wurden denunziert, die SS peitschte ihn aus und schickte ihn zur Arbeit in den Steinbruch. Um nichts zu verraten, lief der damals 31jährige am 3. Mai 1940 bewußt in eine Postenkette der KZ-Bewacher und wurde erschossen.

Die Berufsschule für Polygraphie in Ostberlin erhielt 1957 seinen Namen.

Leicht redigiert aus „ver.di publik 2/2016“