RotFuchs 200 – September 2014

Zweihundert Monate

K. S.

Seit 200 Monaten erscheint der „Rot-Fuchs“ – eine kleine, aber zugleich auch große Zeitschrift. Das ist länger, als die Weimarer Republik bestand.

Der Entschluß, ein solches Blatt ins Leben zu rufen, war die Antwort standhaft Gebliebener auf den unwiederbringlichen Verlust der DDR und die schwerste Niederlage in der Chronik der deutschen Fortschrittskräfte. Während stromlinienförmige Karrieristen von gestern buchstäblich über Nacht die politische Farbe wechselten und Opportunisten, die den Marxismus-Leninismus als „Stalinismus“ ausgeben, die Weltanschauung der Arbeiterklasse im wörtlichen Sinne hinwegfegen wollten, sind wir – um etliche Erfahrungen reicher – nicht desertiert. Wie könnte man auch einmal als richtig Erkanntes einfach über Bord werfen und sich feige unter fremden Mänteln verkriechen?

In den 200 Monaten des Bestehens unserer Zeitschrift ist die Zahl derer, die den RF als wichtige Informationsquelle betrachten, von einigen hundert auf Zehntausende angewachsen. Unser auch von fair gesonnenen Andersdenkenden in Rechnung gestelltes Blatt ist inzwischen die meistverbreitete marxistische Monatsschrift in deutscher Sprache. Dabei haben wir über Wichtiges berichtet und Richtiges vorausgesagt, aber bisweilen auch danebengehauen. Manches hat die Sache vorangebracht, für weniger Gereimtes bitten wir um Nachsicht.

Der RF hat einige Pflöcke klassenmäßiger Orientierung eingeschlagen. Das gilt für die von uns aufgeworfene und beantwortete Frage „Wende oder Konterrevolution?“ ebenso wie für die von redlichen Linken geteilte Überzeugung, daß die DDR trotz ihrer Defizite und des Debakels von 1989/90 die größte Errungenschaft in der Geschichte der Arbeiterbewegung unseres Landes gewesen ist. Als einziger deutscher Staat vertrieb sie die parasitären Klassen vier Jahrzehnte lang auf einem Drittel des nationalen Territoriums von der politischen Macht und entzog ihnen das zusammengeraubte Eigentum.

Man kann unser Jubiläum nicht vorübergehen lassen, ohne jener bereits verstorbenen Kampfgefährten zu gedenken, die den RF mit aus der Taufe gehoben oder ihn – wie Peter Hacks, Erik Neutsch, Gerhard Bengsch, Dieter Noll und Eberhard Esche – freundschaftlich begleitet haben. Unter den frühen Autoren, die der Tod uns entriß, seien Karl-Eduard von Schnitzler, Walter Florath, Ulrich Huar, Wolfgang Clausner, Isolda Bohler, Harry Milke und Manfred Böttcher stellvertretend für viele andere genannt.

Der von Armin Neumann geleistete Beitrag zur Schaffung solider Vertriebsstrukturen muß an dieser Stelle ebenso gewürdigt werden wie die gestalterische Hilfe Egon Schanskers. Uvergeßlich bleiben uns zwei kostbare Mitstreiter: der große marxistische Philosoph Hans Heinz Holz und unser Nestor Walter Ruge.

Wir danken allen publizistischen, künstlerischen und politisch-organisatorischen Mitstreitern, aber auch den Lesern des RF hierzulande und in aller Welt sowie allen Spendern, die ihn seit Beginn finanziert haben, für ihre Solidarität. Besonders herzlich grüßen wir Dr. Vera Butler aus dem australischen Melbourne, die unsere Zeitschrift von Anbeginn durch ihre fundierten Beiträge sehr bereichert hat. Was wäre der „RotFuchs“ ohne die Riesenzahl seiner unermüdlichen Leserbriefschreiber! Bisher er etwa 6000 dieser wertvollen kleinen Beiträge veröffentlicht.

Der RF, der ihn herausgebende Förderverein sowie das weitgespannte Netz seiner Regional- und Lesergruppen, die Monat für Monat Wissen vermittelnde und den Kampfeswillen stärkende Bildungsveranstaltungen anbieten, können eine positive Bilanz ziehen: Nicht wenigen der durch die Niederlage und den Sieg der Konterrevolution Entmutigten haben sie eine politische Heimat gegeben.

Der „RotFuchs“ wird auch in Zukunft seine Stimme gegen Lüge und Ausbeuterei, chauvinistischen Größenwahn und imperialistischen Krieg erheben.

K. S. für Autoren, Korrespondenten und Mitarbeiter des RF