RotFuchs 189 – Oktober 2013

Der Mord an Trayvon Martin

RotFuchs-Redaktion

In den USA hat der Freispruch des Weißen George Zimmerman, der in Florida den 17jährigen Afroamerikaner Trayvon Martin erschoß, einen Sturm der Entrüstung entfesselt. Nicht allein Schwarze und Angehörige anderer ethnischer Minderheiten, sondern das gesamte Spektrum humanistisch gesinnter US-Bürger protestiert gegen dieses Schandurteil. „Der Rassismus hat in unserem Land viele Facetten und wurzelt im System“, bemerkte die kommunistische „People’s World“. Der Fall habe das Land geradezu in zwei Lager gespalten: „Während die einen behaupten, es handele sich um ein isoliertes Ereignis ohne rassistischen Hintergrund, meinen die anderen, hier sei blanker Rassenhaß im Spiel gewesen. Der selbsternannte bewaffnete „Zivilhüter“ ging den von einem Einkauf nach Hause zurückkehrenden Teenager an, den er grundlos für ein „gefährliches Subjekt“ hielt. Er zog die Waffe und streckte Trayvon kaltblütig nieder. Die Kriminalisierung schwarzer Amerikaner sei heute wieder Legion, bemerkte „People’s World“. Sie habe im Aufstieg der Ultrarechten und Rassisten unter dem 1980 zum US-Präsidenten gewählten Ronald Reagan ihren Anfang genommen. Derzeit befänden sich rund zwei Millionen überwiegend männliche Schwarze und Latinos, meist junge Männer aus dem Arbeitermilieu, die oftmals Bagatelldelikte begangen hätten, in den privat betriebenen und profitorientierten Gefängnissen der Vereinigten Staaten.

„Nur in Amerika ziehen schwerbewaffnete Privatleute als angebliche Nachbarschaftshüter durch die Wohnviertel. Nur in Amerika kann ein erwachsener weißer Mann einen schwarzen Halbwüchsigen auf dem Weg vom Einkauf anhalten, zur Rede stellen, ihn bedrohen und dann einfach erschießen, um anschließend vor Gericht mit Erfolg zu behaupten, er habe in Selbstverteidigung gehandelt“, schrieb Rob Gowland im australischen KP-Organ „The Guardian“. Es frage sich, wie die den Mörder bedenkenlos freisprechende US-Justiz wohl entschieden hätte, wenn ein unbewaffneter weißer Mitbürger grundlos durch einen bewaffneten 17jährigen Schwarzen niedergestreckt worden wäre.

RF, gestützt auf „People’s World“, New York, und „The Guardian“, Sydney