RotFuchs 219 – April 2016

Ein Ort der Erholung und des Gedenkens mitten in Berlin

Der Volkspark Friedrichshain

Dr. Kurt Laser

Die Geschichtskommission Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg der Partei Die Linke gab eine neue Broschüre heraus. Thema ist der Volkspark Friedrichshain, Autor der am 4. November 2015 verstorbene Heinz Warnecke.

1840 beschloß die Berliner Stadtverordnetenversammlung, im Osten der Stadt einen Volkspark als Pendant zum Tiergarten im Westen anzulegen. Seinen Namen hatte der Park nach dem preußischen König Friedrich II. erhalten. Anlaß dazu war der 100. Jahrestag der Thronbesteigung des Monarchen.  Den Park gestaltete der Gartenbauarchitekt Gustav Meyer in den Jahren 1846 bis 1848.

Heinz Warnecke schildert anschaulich, daß der Park mit seinen Grünanlagen, Teichen und Restaurants nicht nur ein Ort der Erholung und Entspannung für viele Berliner und Touristen war und ist, sondern auch der politischen Auseinandersetzung in Vergangenheit und Gegenwart diente. Ein Beispiel dafür ist der Friedhof der Märzgefallenen, die Begräbnisstätte der Opfer zweier Revolutionen. 1848 wurden hier 255 Tote der Berliner Märzkämpfe jenes Jahres beigesetzt, im November und Dezember 1918 kamen 29 in der Novemberrevolution Gefallene hinzu.

Heinz Warnecke schildert, wie die in Berlin und Preußen Herrschenden ab März 1849 versuchten, den Friedhof unzugänglich zu machen und das Anliegen der Märzkämpfer in Vergessenheit geraten zu lassen. Doch das gelang nicht. Der Friedhof blieb über die Jahrzehnte das Ziel von Kundgebungen und Demonstrationen.

Als Reaktion auf die geplanten Beisetzungen auf dem Friedhof der Märzgefallenen war bereits anläßlich der Einweihung des Volksparks im August 1848 eine Säule mit der Büste Friedrichs II. eingeweiht worden. Die Säule befand sich dort bis 1952, ehe sie spurlos verschwand. Reste der Stele wurden 1997 bei Sanierungsarbeiten in der Nähe des alten Standortes gefunden, restauriert und im Jahre 2000 wieder aufgestellt.

Erst 1948, nach 100 Jahren, wurde auf dem Friedhof der Märzgefallenen endlich der lange geplante Gedenkstein eingeweiht. Er trägt die Worte:

Den Toten 1848/1918
Das Denkmal habt ihr selber euch errichtet.
Nur ernste Mahnung spricht aus diesem Stein,
daß unser Volk niemals darauf verzichtet
wofür ihr starbt – einig und frei zu sein.

Den Text schrieb Prof. Dr. Peter Alfons Steiniger, der Vater Klaus Steinigers. Er zeichnete mit seinem literarischen Pseudonym aus den 30er Jahren: Peter A. Steinhoff. Als die Berliner Oberbürgermeisterin Louise Schroeder (SPD), die den Gedenkstein zur Chefsache erklärt hatte, erfuhr, daß es sich um den Spruch eines Kommunisten handelte, war es bereits zu spät.

In der Zeit von 1957 bis 1961 wurde auf einem Teil des Friedhofs eine Gedenkstätte für die ermordeten Kämpfer der Novemberevolution von 1918 gestaltet. Auf drei in der Form von Sarkophagen gehaltenen Gedenkplatten sind die Namen von Opfern eingraviert, auf der linken Grabplatte wird Karl Liebknecht mit den Worten zitiert: „Gründet fest die Herrschaft der Arbeiterklasse. Seid entschlossen gegen jeden, der sich widersetzt.“ Rechts findet man den Satz Walter Ulbrichts „Die Vorhut der Arbeiterklasse hat in der Novemberevolution heroisch gekämpft.“ Die Bronzefigur „Der Rote Matrose“ von Hans Kies wurde am 25. Januar 1961 enthüllt. Dieses Denkmal und die Grabplatten mit den Inschriften mißfallen heute einigen, die bestrebt sind, alles verschwinden zu lassen, was irgendwie an die DDR erinnert.

Schauplatz politischer Auseinandersetzungen war auch der vielbesuchte, 1913 nach einem Entwurf Ludwig Hoffmanns im Volkspark entstandene Märchenbrunnen. Der Berliner Polizeipräsident verweigerte zunächst die Baugenehmigung, da Kaiser Wilhelm II. erklärt hatte. „Ein Wille sollte in der preußischen Residenz herrschen, einer ihr Stadtbild gestalten.“ Dabei ging Wilhelm II. die ganze Sache überhaupt nichts an, denn der Park befand sich auf städtischem Gebiet. Paul Singer, der Vorsitzende der Berliner SPD-Stadtverordnetenfraktion, bezeichnete die Einmischung als „Teil eines Systems, welches darauf ausgeht, hier in Berlin die städtische Verwaltung einflußlos zu machen … Ich kann mir aber nicht denken, daß eine intelligente Bürgerschaft sich freiwillig in das Joch des Absolutismus beugt.“

Heinz Warnecke erinnert auch an drei Denkmäler für die Opfer von Kriegen, die sich im Volkspark Friedrichshain befinden: an das von Fritz Cremer geschaffene Monument für deutsche Interbrigadisten, die in Spanien kämpften, an das Denkmal für die polnischen Soldaten, die an der Niederwerfung Hitlerdeutschlands teilnahmen, und an die Weltfriedensglocke.

Vorangestellt sind markante Daten aus der Zeit zwischen 1936 und 1945, von Francos faschistischem Militärputsch am 18. Juli 1936 bis zum USA-Atombombenabwurf auf Hiroshima.

Auch die Beschreibung der drei Denkmäler wird durch einen Kalender der Zweiten Spanischen Republik, eine kurze Chronik über Polen im Zweiten Weltkrieg und eine Übersicht der – allerdings bescheidenen – Ergebnisse der atomaren Rüstungsbeschränkung ergänzt.

Heinz Warnecke beschließt seine Betrachtungen mit dem Satz: „Man kann an den Denkmälern nicht vorübergehen, ohne sich seiner aktuellen Aufgaben in der Friedensbewegung unserer Tage zu erinnern.“

Heinz Warnecke:

Der Volkspark Friedrichshain gestern und heute

Berlin 2015, 40 S., Abbildungen

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