RotFuchs 202 – November 2014

Warum der bewaffnete Widerstand im faschistischen Spanien erfolglos blieb

Die USA retteten die Franco-Diktatur

Dr. Bernhard Majorow

Nach dem durch Hitler und Mussolini abgesicherten Sieg der Franco-Faschisten im März 1939 befand sich eine Million Spanier entweder in Konzentrationslagern oder in der Emigration. Deren Zentrum wurde Frankreich. Die kleinbürgerlichen und sozialdemokratischen Politiker der Republik resignierten. Im März 1939 löste sich die in Paris angesiedelte Regierung der Volksfront auf. Das Schicksal der Emigranten verlief unterschiedlich. Viele gingen nach Mexiko, Kuba, anderen Ländern Lateinamerikas und in die UdSSR. Die Regierung Frankreichs behandelte die Spanienkämpfer unwürdig. Als die hitlerfaschistischen Truppen dort einfielen, gerieten Tausende von ihnen in deren Hände. Ein großer Teil starb in Konzentrationslagern, allein über 5000 in Mauthausen. Massen von Spaniern strömten in die Fremdenlegion oder zu de Gaulles „Freien Franzosen“. Sie zeichneten sich besonders in der 2. Panzerdivision von General Leclerc aus, wo ihre Kettenfahrzeuge nach Kampfstätten des spanischen Bürgerkrieges benannt worden waren. Sie befanden sich unter den ersten regulären Soldaten der französischen Armee, die 1944 den Pariser Aufständischen zu Hilfe kamen. Während des Großen Vaterländischen Krieges der UdSSR kämpften 14 000 republikanische Spanier in den Reihen der Roten Armee. Ein Sohn der Pasionária – Ruben Ruiz Ibarruri – fiel als Held der Sowjetunion in der Stalingrader Schlacht.

Die von José Diaz und Dolores Ibárruri geführte KP Spaniens (PCE) hatte 1939 etwa 300 000 Mitglieder und gehörte der Volksfrontregierung an. Ihr und den von der Partei geleiteten Bereichen war es zu verdanken, daß der antifaschistische Abwehrkampf so lange durchgehalten wurde. Nach der Niederlage waren Kommunisten die ersten, die den Widerstand zu organisieren begannen. Schon 1942 versuchte die PCE in Frankreich eine Nationale Union als Plattform zur Vereinigung unterschiedlicher antifaschistischer Kräfte ins Leben zu rufen, doch andere zogen nicht mit. Erst im September 1944 wurde in Mexiko eine Exilregierung gebildet, die bis 1977 bestand. Zur gleichen Zeit schufen Sozialdemokraten und liberale Republikaner den Bund Demokratischer Kräfte. Diesem und der Exilregierung trat 1946 auch die PCE bei.

Im Zuge der Befreiung Frankreichs ergriffen spanische Kommunisten abermals die Initiative. Im Süden des Landes hatten Tausende von ihnen in Partisanenabteilungen der FKP gekämpft. Sie vereinigten sich im Mai 1944 in der Spanischen Partisanengruppierung mit Hauptquartier in Toulouse. In diesen Gebieten wurden die franco-faschistischen Vertretungen und Banken gewaltsam in Besitz genommen und über ihnen die Fahne der Spanischen Republik gehißt. Nun bereiteten sich die Partisanen auf den Kampf in ihrem Heimatland vor.

Seit 1937 gab es in den von Franco kontrollierten Gebieten etwa 3000 republikanische Flüchtlinge, die sich in den Bergen verschanzt hatten, aber militärisch kaum in Erscheinung traten. Bis 1941 wurden deren Gruppen zerschlagen. An ihre Tradition wollten kommunistische Partisanen anknüpfen, die fest mit einer Niederwerfung Spaniens durch die Alliierten rechneten. Bei zwei Angriffen im Herbst 1944 gelang es ihnen, gewaltsam die Grenze nach Asturien, Katalonien, Galizien und der Estremadura zu durchbrechen oder in kleinen Trupps einzusickern. Im September griffen dann 4000 kommunistische Guerillakämpfer die Stadt Lerida an, um einen ersten Brückenkopf für die angestrebte neue Volksfront-Regierung zu schaffen und einen landesweiten Aufstand auszulösen. Im Oktober belagerte ein starker Partisanenverband die Stadt Viella. Es gelang ihm aber nur, einige Quadratkilometer spanischen Bodens zu befreien und Hunderte Gefangene zu machen. Einen Aufstand vermochte er nicht zu entfachen. Franco stützte sich abermals auf seine marokkanischen Elitetruppen. Die Partisanen erlitten eine Niederlage: 200 fielen, 800 gerieten in Gefangenschaft, während sich der größte Teil des Verbandes geordnet nach Frankreich zurückziehen konnte. Etwa 200 Partisanen schlugen sich weiter nach Süden durch. Unter Führung von Jesus Monzon schufen sie kurzzeitig eine Stadtguerilla in Madrid, die sogar ein faschistisches Hauptquartier angriff.

Doch die Bedingungen für den Partisanenkampf waren äußert ungünstig. In Franco-Spanien herrschte seit 1939 Friedhofsruhe. Eine „fünfte Kolonne“ von Denunzianten terrorisierte alle Anhänger der Linken. Nahezu sämtliche bekannten einstigen Republikaner waren eingekerkert. Überdies bestand Uneinigkeit zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten und anderen Gegnern der Diktatur. So zerfiel die republikanische Partisanenfront. 1947 wurden die Kommunisten aus der Exilregierung ausgeschlossen. Im selben Jahr kam es jedoch noch einmal zu einem gewissen Höhepunkt der Partisanenkämpfe. Die letzten Abteilungen hielten sich bis 1952. Bewaffnete Gruppen des Widerstandes operierten auch später noch in Spanien, standen aber unter dem Kommando von Anarchisten.

Das Ausbleiben der erwarteten Unterstützung durch die westlichen Alliierten untergrub den antifaschistischen Widerstand in besonderem Maße. Trotz öffentlicher Verurteilung des Franco-Regimes verhinderten vor allem die USA ein Eingreifen zugunsten der Diktaturgegner. Der aufkommende Kalte Krieg rettete auch den Faschismus in Spanien. Die Hoffnung auf seinen baldigen Sturz erwies sich als Wunschdenken.

Die PCE mußte ihre Strategie ändern und sich auf einen langandauernden Kampf einstellen. Die Partisanenaktionen wurden abgebrochen und die illegalen Gewerkschaften aufgelöst. Statt dessen wurde der Versuch unternommen, in bestehende Strukturen einzudringen. Die PCE blieb indes die einzige Partei des Landes, welche in den folgenden Jahrzehnten aktiven Widerstand leistete.

Es ist davon auszugehen, daß die spanischen Kommunisten in Westeuropa wohl die meisten Opfer im Kampf gegen den Faschismus gebracht haben. Dies trug dazu bei, daß die unter Santiago Carrillo zum Eurokommunismus tendierende PCE – im Unterschied zu Portugals marxistisch-leninistischen Prinzipien folgender PCP – nach ihrer Legalisierung 1977 keine führende Rolle im Prozeß der Wiederherstellung bürgerlich-demokratischer Verhältnisse zu spielen vermochte. Dennoch trat sie trotz des Aderlasses als drittstärkste politische Formation des Landes in eine neue Kampfetappe ein.