RotFuchs 210 – Juli 2015

Helden des Roten Oktober

Feliks Edmundowitsch Dzierzynski

Steffen Kastner

Nicht wenige Revolutionäre, die um die Jahrhundertwende zur Arbeiterbewegung stießen, kamen aus privilegierten Kreisen, so auch Feliks Edmundowitsch Dzierzynski. Seine Eltern entstammten dem polnischen Kleinadel, so daß dem begabten Jungen, der 1887 seine Aufnahmeprüfung am I. Wilnaer Gymnasium bestand, eine Karriere als Hochschullehrer oder Diplomat sicher gewesen wäre. Aber der nachdenkliche, alles Üble und Ungerechte bekämpfende junge Mann schloß sich bereits 1895 den Sozialdemokraten der SDAPR an.

Natürlich entging der herrschenden Klasse nicht, was da für ein „gefährliches Element“ heranwuchs. Nicht zufällig wurde F. E. Dzierzynski als 20jähriger zum ersten Mal verhaftet und in die Verbannung geschickt. Er flüchtete bald, fiel jedoch in Warschau seinen Häschern wieder in die Hände. Diesmal lautete das Urteil: drei Jahre Sibirien! Auf dem Transport vermochte er sich erneut zu befreien und ins Ausland zu entkommen. Er hielt sich eine Zeitlang in Berlin auf, studierte hier Lenins Werk „Was tun? “ und fand den Weg an die Seite der Bolschewiki.

Seine Arbeit für die Partei brachte ihn 1907/08 abermals ins Gefängnis; 1909 erfolgte seine dritte – diesmal lebenslängliche – Verbannung nach Sibirien. Doch diesen revolutionären Geist vermochte all das nicht zu zügeln. Nach gelungener Flucht wurde er erneut festgenommen und zu Zwangsarbeit verurteilt. Doch im März 1917 befreiten ihn revolutionäre Arbeiter aus einem Moskauer Gefängnis.

Wer so wie er seine Ergebenheit für die Sache des Proletariats bewiesen hatte, dem übertrug die Partei höchste Staatsämter: In dem knappen Jahrzehnt von 1917 bis zu seinem Tod übte er nacheinander Funktionen wie die des Smolny-Kommandanten, des Leiters der Tscheka, des Vorsitzenden der Kommission zur Bekämpfung der Kinderverwahrlosung und – nach Lenins Tod – des Vorsitzenden des Obersten Volkswirtschaftsrates aus.

Fragt man, was Dzierzynski die Kraft gab, vom Jünglings- bis zum Mannesalter physisch und psychisch mit solcher Intensität zu wirken, so findet sich die Antwort in seiner eigenen Aussage: „Unter den schweren Bedingungen meiner revolutionären Tätigkeit gab mir die Gewißheit stets Halt und Kraft für neue Anstrengungen, daß diese Arbeit zur Sache der Befreiung der Arbeitermassen beiträgt …“