RotFuchs 192 – Januar 2014

Freiheit für Mordechai Vanunu!

RotFuchs-Redaktion

Vor mehr als 27 Jahren entschloß sich Mordechai Vanunu, der damals als Techniker in Israels Dimona-Kernforschungszentrum arbeitete, zu einer bravourösen Tat, die ihm die Bewunderung der demokratischen Weltöffentlichkeit und den potenzierten Haß der in Tel Aviv den Ton Angebenden eintrug. Er tat, was niemand vor ihm gewagt hatte: 1986 enthüllte er die Dimensionen des bereits damals recht umfangreichen Kernwaffenarsenals der zionistischen Machthaber. Er ließ wissen, daß Israel zu jenem Zeitpunkt über Hunderte atomare Sprengköpfe verfügte, was Rang Nr. 6 im Anhäufen solcher Mordinstrumente bedeutete. Obwohl inzwischen etliche aus einer BRD-Werft an die Unruhestifter im Nahen Osten gelieferte U-Boote mit nuklearen Sprengköpfen bestückt worden sind, spielt man in Tel Aviv noch immer das „Kaninchen im Rübenfeld“ und stellt den Besitz von Kernwaffen weiterhin in Abrede.

Damals wurde Mordechai Vanunu vom Auslandsgeheimdienst Mossad in Italien gekidnappt, nach Israel zurückgebracht und dort zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Diese Strafe hat der mutige Enthüller – heute bezeichnet man jene, welche zur Bloßlegung imperialistischer Kriegspläne und Untaten bereit sind, als Whistle-blower – restlos abgesessen, darunter elf Jahre in totaler Isolationshaft bei ständiger Kameraobservation.

Nach seiner Entlassung im April 2004 gab Vanunu eine Pressekonferenz, auf der er die physischen und psychischen Foltermethoden seiner Häscher im Detail schilderte. Seitdem lebt der Unerschrockene in einem Raum der anglikanischen Kathedrale St. Georges in Ost-Jerusalem. Auch nach der Strafverbüßung ist er alles andere als ein freier Mann. Er darf keine Journalisten empfangen, nicht Freunde treffen oder ein Mobiltelefon benutzen. Seine Bewegungsfreiheit ist auf die Stadt Jerusalem beschränkt, jegliche Auslandsreisen sind ihm untersagt.

Im Jahr 2010 mußte Vanunu wegen Verletzung ihm erteilter Weisungen – er hatte sich länger als erlaubt mit seiner norwegischen Freundin getroffen und war zur Christmesse nach Bethlehem gefahren – sogar noch einmal für drei Monate ins Gefängnis.

„Israel ist nicht mein Land“ begründete Vanunu seinen wiederholt von den Behörden zurückgewiesenen Ausreisewunsch.

Inzwischen fordern Organisationen und Einzelpersonen vieler Länder Freiheit für Mordechai Vanunu. Zu den prominenten Unterstützern dieses Verlangens gehören der seinerzeitige Enthüller der Pentagon Papers Daniel Ellsberg, der US-Publizist Noam Chomsky, die japanische Künstlerin Yoko Ono und der frühere südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu.

RF, gestützt auf „The Guardian“, Sydney