RotFuchs 196 – Mai 2014

In Treptow – im Park

Toni Kohlsdorf

In Treptow im Park, da sah ich
den Soldaten, das Kind auf dem Arm.
Wir gingen, um still zu gedenken,
das Herz des Soldaten schlug warm.
Für das Kinderlachen schlug es,
hast du daran gedacht?
Wenn in Treptow die Fackeln schweigen,
beschützt der Soldat die Nacht.

Es geschah im Feuer des Krieges,
als der Sturm, der letzte, begann.
Die Luft war von Donner zerrissen,
und zum Angriff stand Mann neben Mann.
Doch da weinte ein Kind ganz leise
vor dem Graben im Trümmergestein;
ein Kämpfer glitt über die Brustwehr,
und er holte das Weinen ein.
Die Mutter lag sterbend daneben,
und er sah das hilflose Kind;
das Mädchen, es sollte leben
und springen und tanzen im Wind.

Auf der Straße in Treptow war es,
da schlossen Geschosse ihn ein.
Der Feind konzentrierte das Feuer.
Der Soldat trug das Mädchen herein,
herein in den sicheren Graben,
an seiner Brust das kleine Gesicht,
dann sank er in endlose Trauer. –
Das ist des Chronisten Bericht.
Das Mädchen ist heute Mutter,
ihre Kinder lieben sein Land.

In Treptow im Park, da lebt er,
der Soldat mit dem Kind auf dem Arm.
Wir gehen, um still zu gedenken,
das Herz des Soldaten schlägt warm.
Für das Kinderlachen schlägt es,
hast du daran gedacht?
Wenn in Treptow die Fackeln schweigen,
beschützt der Soldat die Nacht.