RotFuchs 201 – Oktober 2014

Montagshelden

Vincenz Dornfelder

Den einst hofierten Montagshelden
begegnet man heut nur noch selten.
Einige in Banken zocken,
andere auf der Straße hocken.
Manche gehen Flaschen sammeln,
viele durch die Gegend gammeln.
Nur ein Dresdner Opernsänger
verdient recht gut – als Bauernfänger –
und keift in jeder Fernsehshow
nun sei der Ossi endlich froh.
Und das giftige Gehabe
stützt dann noch ein Racheknabe,
der die DDR tief haßt,
macht sie klein – auf Stasiknast.

Doch der Ossis Mehrheit grollt,
so hat keiner das gewollt.
Horrormieten, Arbeitsamt,
Altersarmut sei genannt,
Gaunertricks wohin man blickt,
vieles was sich gar nicht schickt,
Räubereien, Prostitution,
Hartz IV und Trug in der Union,
Kindesmißbrauch durch Pastoren,
Yankees, die den Halt verloren,
Bau ganz übler Angriffswaffen,
Politiker, die selbst nur raffen,
U-Boote für den Export
Kriegsgebrüll an manchem Ort.
Firmenpleiten, Eurokrisen,
Wucherpreis auf der Münchner Wiesn,
ein Flugplatz, der nicht fertig wird,
’ne Kanzlerin, die kaum mal irrt,
Nazimärsche, „Dönermorde“,
Polizei schützt braune Horde,
und dazu ein Bundestag,
der daran nichts ändern mag,
obendrein ein Präsident,
der den Zustand „Freiheit“ nennt.
Deshalb sieht man sie so selten,
die hofierten Montagshelden.
Manchmal scheint es allzuklar,
viele würden, was mal war,
herzensgerne wiederhaben.
Ohne all die Küchenschaben,
die rabiat auf „Freiheit“ setzen,
insgeheim die Messer wetzen
für den Fall, daß über Nacht
„Geist von Leipzig“ neu erwacht.
Einheits-Michel dann erstrebt,
was Ossi-Michel vorgeschwebt:
Frieden und Gerechtigkeit,
das aber für alle Zeit.
Sonst hat „Freiheit“ keinen Sinn,
und sie bleibt dann nur Klimbim!
Ein Wunsch, der auch dem Herrn gefällt,
und du wärst ein Montagsheld!