RotFuchs 191 – Dezember 2013

Briefmarken offenbaren den Charakter eines Staates

Philatelistische Visitenkarte der DDR
(Teil 7)

Rainer Albert

Während die DDR den 8. Mai, der in früheren Jahren auch als arbeitsfrei galt, zu ihren wichtigsten Feiertagen rechnete, reitet die BRD auf einem ganz anderen Pferd. Die legale, in Parlamenten tolerierte und daher sogar staatlich finanzierte Faschisten-Partei NPD besitzt im Farbenfächer der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ einen festen Platz. Sich drehend und windend glauben die in der BRD politisch den Ton Angebenden, dieses allen Antifaschisten heilige Datum dadurch aus dem Gedächtnis der Menschen tilgen zu können, daß sie in verharmlosender Absicht lediglich vom „Ende des Zweiten Weltkriegs“ sprechen, um dann sofort die Platte von der Vertreibung und von Übergriffen beim Einmarsch der Roten Armee aufzulegen.

In der gesamten Geschichte der BRD, an deren Staatsspitze es ja neben unerträglich salbadernden Schwadroneuren und allzeit zungenfertigen Wichtigtuern durchaus auch Politiker von beachtlichem Kaliber gegeben hat, zeichnete sich Richard von Weizsäcker durch persönlichen Bekennermut aus. Als einziger Bundespräsident – noch dazu mit dem Parteibuch der CDU – wagte er es in einer historisch bedeutungsvollen Rede, explizit von der Befreiung des deutschen Volkes durch die Armeen der Antihitlerkoalition zu sprechen. Es versteht sich von selbst, daß ihm solcher Wahrheitsdrang den gebündelten Haß des ganzen Rudels staatlich bestallter Geschichtsfälscher einbrachte.

Ebensowenig bedarf es der Kommentierung, daß sich der imperialistische deutsche Staat auch in postalischer Hinsicht niemals zur Befreiungstat der gegen die Hitlertyrannei und deren uniformierte Mordbrenner kämpfenden Koalitionäre bekannt hat. So gibt es keine einzige Briefmarkenemission, die dieser Thematik historisch exakt Rechnung trüge.

Demgegenüber hat die DDR seit der ersten Stunde ihrer 40jährigen Existenz hierzu immer wieder unmißverständlich Farbe bekannt. Zu runden und halbrunden Jahrestagen der Befreiung erschienen graphisch überwiegend eindrucksvoll gestaltete Serien von Sonder-Postwertzeichen. Sie würdigten die Völker der Sowjetunion, welche die Hauptlast des Kampfes trugen und die meisten Opfer brachten. Andere Editionen stellten das jahrzehntelang erfolgreiche Wirken der im Osten Deutschlands freigesetzten antifaschistisch-demokratischen Kräfte in den Mittelpunkt. Einprägsame Sonderblöcke zeigten Rotarmisten beim Hissen der Fahne mit Hammer und Sichel auf dem Reichstag, die Statue des Sowjetsoldaten im Treptower Park, der gerade ein Kind birgt, und Fritz Cremers weltbekannte Buchenwaldgruppe. Weitere Marken von Arbeitern, Genossenschaftsbauern und Intellektuellen verdeutlichten den Charakter des der BRD diametral entgegengesetzten, weil ausbeutungsfreien sozialistischen deutschen Staates.

An der Haltung zum 8. Mai 1945 scheiden sich bis heute die Geister.