RotFuchs 222 – Juli 2016

Tschechien:
Offener Brief an US-Soldaten

RotFuchs-Redaktion

Die Bürgerbewegung „Svět bez válek a násilí“ (Welt ohne Kriege und Gewalt) hat sich in einem offenen Brief an US-Militärangehörige gewandt, die Ende Mai im Konvoi über tschechisches Territorium zu dem NATO-Militärmanöver „Saber strike“ ins Baltikum fuhren. Wie Dana Feminová,  die Leiterin der Organisation „Centrum Narovinu“, im Gespräch mit „Sputnik Česká Republika“ sagte, sollte der Brief den amerikanischen Soldaten übermittelt werden. In dem offenen Brief werde vor allem deutlich gemacht, daß man für die in Friedenszeiten geborenen Kinder den Frieden erhalten wolle. Die US-Soldaten würden darin gebeten, Druck auf die eigene Regierung auszuüben, damit sie die amerikanischen Truppen in Europa nicht mehr zur Militarisierung des Bewußtseins der Kinder nutzen. Kinder würden den Konvoi mit Freude begrüßen und gern auf die Panzer klettern. Die Maschinenpistolen seien für sie wie Spielzeug. Aber eben ein „Spielzeug“, das zum Töten geschaffen sei.

Es sei zudem völlig offensichtlich, wer an der Demonstration der US-Militärtechnik im Herzen Europas interessiert sei, natürlich die Militärindustrie-Lobby. Man wolle für neue Aufträge werben. Deshalb werde in dem offenen Brief die Bitte an die Soldaten gerichtet, sich nicht in gefährliche Spiele hineinziehen zu lassen, die letztendlich zur Entfachung eines militärischen Konflikts in Europa führen könnten. Wie Feminová betont, hat der tschechische Verteidigungsminister, Martin Stropnický, versichert, daß der Konvoi eine NATO-Aktion sei und man ihn passieren lassen müsse. „Aber der Minister lügt, die Aktion wurde unmittelbar vom US-Militärkommando in Europa organisiert und nicht von der NATO“, betont sie. Sie verweist darauf, daß auch Übungen und ein mindestens dreitägiger Aufenthalt auf tschechischem Territorium vorgesehen seien. Das hätte vom Parlament genehmigt werden müssen. Die Regierung habe der Aktion jedoch einfach zugestimmt.

„Das alles sind beunruhigende Signale einer Degradierung der Demokratie in Tschechien. Wir protestieren gegen den Konvoi, obwohl wir Sympathie für die Soldaten empfinden und uns freuen würden, sie in einer anderen Eigenschaft, zum Beispiel als Touristen, zu begrüßen. Heute wollen wir ihnen jedoch unsere Besorgnis mitteilen“, schloß Feminová.

RF, gestützt auf „Sputnik Česká Republika“